Wahrheit in der Dichtung Oftmals glaubt' ich, daß nicht mir zum Frommen Mir geworden sei des Liedes Gabe; Aber jetzo hab' ich wahrgenommen, Daß sie meines Lebens beste Labe. Könnt' ich singen nicht, müßt ich zurück Pressen nun mein schmerzvoll Liebesglück, Dürfte nicht mit glühendem Bekennen Dein mich nennen: Also trennt die Welt vereinte Seelen, Daß nur im geheimnißvollen Sange Ich dir lust- und leidvoll darf erzählen Von des Busens ewig regem Drange. Daß ich meiner Liebe Flammengruß Erst in Reim und Verse bringen muß, Um ihn vor der Menschen bösen Willen Zu verhüllen! Daß ich dich, der herrlich steht im Leben Wie ein Halbgott aus versunknen Zeiten, Mit den Nebelflören muß umgeben, Die sich rings um Ideale breiten, Daß ich wie von leerem Traume nur Sprechen darf von unserm heil'gen Schwur, Von der festgeschlossnen Geistesehe Glück und Wehe! Und so stelle ich die Welt zufrieden, Die nur in der Dichtung Lieb' gestattet, Die sich von Begeistrung ausgeschieden, Weil sie für den Flug viel zu ermattet; Die im Liede schön und herrlich nennt, Was sie in der Wirklichkeit verkennt, Nur in ihm des Herzens sehnend Streifen Mag begreifen. Nimmer werd' der Schleier ihr zerrissen; Ihrem Irrthum will ich nichts erwidern, Du allein, mein Freund, nur du sollst wissen, Daß du Quell von allen meinen Liedern; Daß jedweder Laut von meinem Mund Einer ew'gen Wahrheit treue Kund', Bis mein Sang, dir liebend zugewendet, Jenseits endet!