Auf einer nächtlichen Fahrt Glanzumflossen liegt Venedig Sanft vom Mondesstrahl umgaukelt, Während die Lagune gnädig Unsre Gondel wiegt und schaukelt. Still ist's in dem weiten Eden, Nur die Woge schäumt und rauschet Und ich lausche deinen Reden, Wie man holden Mährchen lauschet. Und du sprichst mir von der Einen, Sprichst von ihr der Reizverklärten, Deren Blicke beten, weinen, Glauben dich und lieben lehrten. Und du sagst mir, welche Dornen Deine Seele blutig ritzen, Denkst du sehnend der Erkornen, Die du nimmer wirst besitzen. Alter Schmerzen Heer entsteiget Seinen dunkeln Grüften wieder, Und dein Haupt, das stolze, neiget Still auf meine Hand sich nieder. Was verstummst du? Rede, klage! Laß dein Wort auf Geisterschwingen Diesen Duft vom Blütenhage Deiner Jugend zu mir bringen. Rede, klage! denn dein Trauern Ist nur ein verhüllter Segen, Aehnlich den Gewitterschauern, Die des Frühlings Herz bewegen. Ach wie bald zieht er vorüber Dieser Lenz! wie bald von hinnen! Und ein Herbst, ein öder, trüber, Wird dann auch für dich beginnen. Fühlen wirst in spätern Stunden Du im tief geheimsten Wesen, Daß der Schmerz, den du empfunden, Deines Daseins Schmuck gewesen. Fruchtlos dich zurückesehnen Wirst du dann nach jenem Eiland, Wo ein Himmelsthau die Thränen Und der Schmerz ein starker Heiland. – Meine beiden Hände falte Segnend ich, indem wir scheiden, Und ich bete: Gott erhalte Dir noch lang dein schönes Leiden.