Die Kinder der Einsamkeit Es war die hold'ste Töchterschaar Der Einsamkeit beschieden; Wer ihnen sich gelobt, fürwahr! Der findet sel'gen Frieden. Da ist die Ahnung, die beschwingt, Uns nicht am Staub läßt kleben; Erkenntnis, die den Willen zwingt Sich selber aufzugeben; Die Sammlung, die, der Seele Licht, In's Große sich versenket; Die echte Freiheit, länger nicht Von Furcht und Wunsch beschränket, Die Liebe, die, nicht mehr verrannt In selbstisches Verlangen, Sich von dem einzelnen gewandt Um alle zu umfangen. Wer priese nicht die edle Zier So makelloser Lilien? Doch, schlimm genug! ergeht's auch hier Wie manchmal in Familien: Den Töchtern, liebevoll bestellt Uns himmelwärts zu tragen, Sind leider Söhne beigesellt, Die aus der Art geschlagen. Der Eigensinn, der störrisch hält An angemaßtem Rechte, Der Hochmut, der rings auf der Welt Nur Thoren sieht und Knechte, Der Mißmut, mit sich selbst im Streit, Der starre Trotz nicht minder, Sind allesamt der Einsamkeit Schmachvoll mißrat'ne Kinder. Drum lasse du in deiner Brust Nur ihre Töchter walten! Die bösen Buben aber mußt Du dir vom Leibe halten. Wien, 26. November 1872.