2. »Hörst du die Saale drunten flüstern? O mein Geliebter – da hinab! Könnt Trennung uns das Leben düstern, Dort ist für uns ein einig Grab!« So rief ich aus voll Liebesbeben, In meines Herzens Ahnungsgrauen, Du aber sprachst von Glück und Leben Mit heiterlächelndem Vertrauen. »Nicht Trennung kann das Leben haben, Mein Liebchen, ja für dich und mich Nur Liederflut mag uns begraben Und Deine Locken decken mich!« Nun bist du, Liebster, doch begraben, Auf kalter Brust die Locke mein – Kann mich die Liederflut noch laben, Die jetzt umwogt nur mich allein? Ach, wie wir damals uns umschlungen Hättst »Schwärmrin«! du mich nicht genannt So wären wir hinabgesprungen Und hätten Trennung nie gekannt. So wär ich nicht allein geblieben In dieser kalten, öden Welt, Die, weil ich nicht kann wieder lieben, Mein Herz für kalt und fühllos hält. Doch muß ich noch im Leben ringen: Wohlan – der Liebe Glück ist hin, – Noch aber kann ich mutig singen: Noch lebt mein freier, stolzer Sinn! Noch kann ich kämpfen mit Ruinen, Die so wie diese ringsum stehn, Noch kann der neuen Zeit ich dienen, Und froh das Alte weichen sehn. Noch kann ich wie die Saale drunten Dem Vorwärtswogen froh mich weihn – Doch hab ich einsam stille Stunden Träum ich von Liebe – ewig Dein! –