2. Einst hörte in der Burg Kemnaten Lütgarde, da es draußen stürmte, Die Mutter mit dem Vogt beraten, Wie man zwei fremde Reiter schirmte, Die wohl verirrt, als sank der Tag, Einlaß begehrt, auf Werawag. Kaum nennt der Aeltere der beiden, Den jüngeren: Rudolf, den Sänger, Da tönten bald der Harfen Saiten. Mit süßen Klängen, eng und enger Umwob in Tönen Zauberbann Die Jungfrau und den fremden Mann – Da er geschieden, ging die Märe: Es sei der Kaiser selbst gewesen, Der hier verirrt von ungefähre Solch stillen Aufenthalt erlesen. Doch bald verkündet ward mit Hohn: Der Fremde war ein Bürgerssohn. Mit Lächeln hörte es Lütgarde : Wer also hold die Saiten rührte War ihr ein gottgesandter Barde. Ob er ein stolzes Wappen führte, Die Krone trug –: ihr galts nicht mehr – Dem Sänger nur gab sie die Ehr'. Dem Sänger nur gab sie die Seele – Sie wies zurücke jedes Werben: Und daß sie niemals sich vermähle Viel lieber wollt als Jungfrau sterben Gab stets zur Antwort jeder Frag', Die Nachtigall von Werawag. – Da einstens ist der Tag gekommen: Zu Freiburgs Mauern sieht man's wallen, Ein herrlich Paar zieht glückumschwommen In die geweihten hohen Hallen. Das ist der frohe Hochzeitstag Der Nachtigall von Werawag. Der Bürgerssohn im Dienst der Minne, Im Dienst des Sanges und der Seinen, Den Bürgern all', die im Gewinne Ersehnter Freiheit ihm sich einen, Dem Sänger, der die Holde freit, Die Nachtigall, die ihm sich weiht. Sie ließ das Raubschloß ihrer Ahnen Mit seinem blut'gen Heldenruhme Und wandte sich auf neuen Bahnen, Zu des Geliebten Bürgertume, Die Nachtigall von Werawag, Vereint mit ihm des Sanges pflag.