5. Sinnend stand ich, traumverloren Vor dem kleinen Altar in der Kapelle. Schwarze Gewitterwolken waren aufgezogen Südlich am Himmel. Mitten in die purpurne Abendröte Zuckten goldene Blitze flammend in Siegesgewißheit, Und dennoch schnell verschwindend – Also zuckte durch meine Seele, Blitzend ein Gedanke Eine Gedächtnistafel schwarz-rot-golden In meinem Innern enthüllend. Und auf der Tafel stand mit leuchtender Schrift: Tausend achthundert und siebzehn . Und ich stand vor dem Altar Vor dem damals die deutsche Jugend Siegesmutig gestanden, In allgemeiner Liebesverbrüderung Sich die Hände gereicht und das vaterländische Bündnis Auf die Hostie feierlich beschworen. Und ich stand vor dem Altar Thränenden Auges! Und doch fühlt ich wie sie, wie die hoffende Jugend, Jugendkraft in den Adern Freiheitsglut – Todesmut Für die heilige Sache des Vaterlands! – Aber ich stand und weinte. Auch das mutige Aufjauchzen Aus dem Herzen der deutschen Jugend Durfte nicht frei in die Lande dringen Durfte es damals nicht – darf es auch heute nicht – Denn es will mich bedünken: Als habe der Argwohn selbst eine Burg erbaut Mitten im deutschen Land – auch eine Wartburg!