Sonnenaufgang Ein Morgen kam – ich starrte himmelan Und sah die Sonne auf der Rosenbahn. Ein Regenbogen schien sich aufzubauen Gleich einer Brücke in das Himmelreich, Gleich einem Dom ob niedren Erdenauen, Doch Dom und Brücke ward dem Herzen gleich. In Jenen trat's mit Beten und mit Singen Im Gottesdienst zur Sonne sich zu schwingen, Auf diesen schritt es siebenfach umwoben Zur Sonne selbst, sich frei ihr zu geloben. So war der ganze Himmel vor mir offen! Und in mich selbst schaut ich erstaunt, betroffen. Da war mein Herz zu einem Garten worden, Zwei Friedenspalmen standen an den Pforten – Und drinnen, welch ein Drängen, welch ein Treiben! Viel tausend Blüten lieblicher Gefühle Erwachen aus des Morgentaues Kühle, Kein Knöspchen will in seiner Hülle bleiben. Es ist ein Sprossen, Streben auf zum Licht: Und jede Hoffnung ist ein Lobgedicht Und jeder Wunsch ein glühend Minnelied! – Inmitten diesem seligen Gebiet Ist mir der Liebe Sonne aufgegangen. So bringt das Herz sich ihr voll Weihe dar. Nach keinem Himmel mag es mehr verlangen Als den, der jetzt ihm plötzlich offenbar, Denn schön und rein wie heller Sonnenglanz Erfüllt der Liebe Seligkeit es ganz.