10. Auff Herrn Johann Seylers Hochzeit Die Sonn' hat sich verkrochen, Der Tag ist gantz dahin, Der Mond' ist angebrochen, Die Arbeit-Trösterin, Die Nacht, hat angeleget Ihr schwartzes Trauerkleyd, Kein Graß ist, das sich reget, Kein Baum nicht weit und breit. Die Welt ist schon zu Bette, Und hat die Augen zu, Wir schlaffen in die Wette, Das Meer liegt auch in Ruh; Nur zweene Geister wachen, Der Krieg- und Liebesgott Bestellen ihre Sachen In dem wir sind als tod. Wann uns gar sanffte träumet, Und alle sicher seyn, Ihr keiner, derer säumet, Nimpt seine Schantzen ein. Soldaten die verlangen Nach Blute für und für; Der Buhler ligt gefangen Für seiner Liebsten Thür. Mars muß sein Läger schlagen Hier unters grosse Dach, Auch Hitz' und Kält' ertragen, Trinckt offtmals auß der Bach; So muß sich auch gewehnen Ein Buhler, lescht vor Wein Mit vielen heissen Threnen Den Durst der Liebespein. Man sieht zu jedermalen Bey Nachte heller seyn Deß Feuers liechte Strahlen, Als bey der Sonnen Schein; Auch damals legt die Liebe Dem Feuer besser zu, Wann alles gleich ist trübe Und kränckt uns ohne Ruh. So wird auch sonst gelesen, Daß Venus bey der Nacht Deß Kindes sey genesen Und es zur Welt gebracht. Drumb wil sie, daß in gleichen Der, welcher lieben wil, Bey stiller Nacht soll streichen Auff sein gewündschtes Ziel. Herr Seyler, dieser Sachen Seyd ihr nun gantz befreyt; Ihr dörfft alleine wachen Nach Lust und Fröligkeit Und fahrt in guten Stande Am sichern Hafen an. Wol dem, der so zu Lande Mit Glücke kommen kan.