Lob des Krieges-Gottes [1628.] O Mars, ich singe dich, du starcker Gott der Kriege, Du Schutz der Billigkeit, du Geber aller Siege, Bezwinger der Gewalt; komm her, ich singe dich, Du Feldherr dieser Welt; mein Geist der reget sich, Zu fliegen in dein Lob. Leg' jetzt ein wenig nieder, Thu' ab Helm, Spieß und Schild, und höre meine Lieder, So dir gedichtet sindt, daß Pallas nicht allein Sich rühme, nechst der Schlacht den Büchern huld zu sein. Was thu ich aber doch? Wer wil dich recht beschreiben Und deine kühne Krafft? Wo wird mein Schiff verbleiben In dieser hohen See? Ich nehme meinen Weg Auff Ort und Stelle zu, wo weder Bahn noch Steg Zuvor gebrochen sindt, und darff entgegen gehen Deß Wahnes grimmer Macht, der umb sich her hat stehen So vieler Seelen Schaar, die seufftzet, bebt und zagt, Sobald man etwan nur von deinem Namen sagt, Du edler Heldentrost. Der Wahn wil dich verwerffen, Nicht Urtheil und Verstandt, der mir die Zunge scherffen, Die Leyer stimmen sol, auff daß ich preisen kan, O Vatter, wer du bist und was du je gethan, Was deine Sachen sind, mit denen du uns allen Erweisest, wie für dir das Erdreich niederfallen, Das Meer erzittern muß. Nicht weiß ich, was ich soll Mit deinen Eltern thun. Die Mutter kenn' ich wol, Du bist der Juno Sohn. Viel wollen mir was sagen, Es sey kein Vatter hier, sie habe dich getragen, Nach dem sie an ein Kraut zu starck gegriffen hat. Und diß (verzeihe mir) ist keine neue That Bey dieser meiner Zeit. An Kindern, da nicht Väter Und dennoch Mütter sindt, wird offt ein Kraut der Thäter, Das heut' und morgen wächst. Doch schreiben mehr darvon Du seyest Jupiters, deß Donnergottes Sohn, Der habe dich erzeugt mit seinem letzten Weibe, Der Juno, welche dich von ihrem stoltzen Leibe In Thero Hände gab. Wo das, was Kinder nehrt, Ihr Wesen und Natur in seine Neigung kehrt, Und Gaben in uns pflantzt, so hast du hier gesogen, Und deinen wilden Muth auß einer Brust gezogen, Die dich mit Blute hat an Milches statt gestillt, Darumb dein Volck sich gern auch noch mit Blute füllt. Wo aber bist du her? Von Sparta, wil man sagen, Der werthen Kriegesstadt, die offtmals hat geschlagen Und allzeit obgesiegt, sich unverwahrt gewehrt Und ihrer Bürger Brust dem Feinde hingekehrt An stat der Mauren selbst. Von andern wird erwiesen, Du seyst ein Thracer-Kindt deß Volckes der Odrysen Am frischen Hebrusstrom', hier wo der Geten Schar, Die auch dich Landsmann nent, zuvor daheime war, Ehe als die Donau sich gelegt zu ihren Füssen, Und unter dieser Macht hat stiller mussen fliessen An beyden Ufern her. Das Thracer Landt hat viel, Dadurch es dich sein Kindt zu seyn erweisen wil. Diß Ort hat Asien und Hellas Krieg gelehret, Hier hast du sehr gewohnt, hier hat man dich geehret, Dir Opffer abgewürgt und Eyd' auff dich gethan, So daß daselbst gar wol dein Vaterlandt seyn kan. Daß jemandt weiter sagt, du seyst auch hier begraben, Ist etwas, so bey mir fast nicht kan Glauben haben; Gebohren seyn geht hin, du strenger Waffengott, Gestorben ist zu viel. Für Menschen ist der Todt, Die heute voller Lust in ihrem Hertzen stecken Und morgen alle vier' auff einmal von sich strecken, Sindt schöner Blumen Art, so pflegen auffzustehn, Wann Lucifer sich zeigt, und mit ihm untergehn. Die Götter sterben nicht; der Todt kan ihrem Samen Mit keiner Sichel zu. Was hast du dann für Namen? Gradivus bist du sehr, dieweil du allzeit gehst Von dem in jenes Landt, kein mal nicht stille stehst Mit deiner Waffen Macht und alle Welt durchstreichest. Man nennt dich Enyal, als der du keinem weichest, Bist wilder Kriegesart. Es ruffet Griechenlandt, Dich Ares und Rom Mars; weil du, dein Hertz und Handt Ein Mann und männlich ist, und du mit Frauensinnen, Mit einem solchen nichts noch kanst noch wilt beginnen, Der einen faulen Spieß und schnelle Zunge trägt, Damit er keinen Feind zu Gottes Boden schlägt, Der heiß von Worten ist und frostig von Geblüte, Den Löwen aussen trägt, den Hasen im Gemüte. Jedoch wo kömpt es her, daß du den Namen hast Von Weibern auch erlangt und heissest Weibergast? Man schreibt, als Sparten Volck Arcadien zu zwingen Sich unterfangen hat und in sein Joch zu bringen, Daß beyden Theiles Heer sehr ritterlich und frey In einer strengen Schlacht einander kommen sey, Biß daß mit gantzer Krafft die Tegeater Frauen Sich haben unverzagt zu Felde lassen schauen Und die Laconier geschlagen und gejagt, Als wie man sonderlich dann von Marpeßen sagt. Dieweil du ihnen nun die Stärcke woltest geben, So schrieben sie dir zu ihr Thun, ihr Heil und Leben; Sie haben deinen Schutz auß ihrer Krafft erkandt Und also dich hernach den Weibergast genandt, O Mars, du Weibergast. Doch dieses auch gelassen, Wer hat dich je gesehn das Frauenzimmer hassen? Ein Mensch, der Unmensch ist, ein ungehertzter Leib Und ungehirnter Kopff beredt kein hübsches Weib. Ein Sinn, der Feuer hat, der über die Gedancken Gebückter Seelen geht unnd weiß nicht von den Schrancken, Der für das Volck gehört, derselbe steckt bald an Und wird bald angesteckt. Wer ist, der jetzt ein Schwan, Jetzt Stier, jetzt Goldtreiff ward? dein Vatter hat geliebet, Der grosse Jupiter, der Plitz und Donner giebet, Was sol der Sohn nicht thun, wann Venus selber kömpt, Die Hertzenwenderin, und dich in Freundtschafft nimpt, Deß krummen Mannes Saat? Ihr laget nun beysammen Im Hause Mulcibers, vermengt mit süssen Flammen, Und hiengt den Brünsten nach, als die, so alles sieht, Was durch den weiten Kreiß der gantzen Welt geschieht, Die Sonne, dem Vulcan euch zu Gesichte brachte, Worauff der arme Schmied ein dünner Netze machte Als eine Spinne selbst, die an dem Balcken hengt. Nach dem der gute Mann euch sonst Gefangne fengt, Und Bett' und euch bestrickt, so zeigt er seinen Schaden, Der besser Schweigens werth, macht alle Fensterladen Den andern Göttern auff und führet sie herbey. O daß auch ich also wie du gebunden sey, Mars, leihe mir dein Band, hat mancher Gott gesaget, Ob schon ein Lahmer hier den Schnellen überjaget, Das wol nicht solte seyn. Also ward eure That Beschauet, biß Neptun euch loß gebürget hat. Die Venus hat den Weg nach Paphos zu genommen, Und du auff Thrace hin. Wie offt ist Neu ankommen Den lieben Feuergott, daß er geoffenbahrt, Gradiv, die eigne Schmach, als er gehahnet ward. Das Hahnen kömpt von dir; als Gallus solte wachen, Und du dem Mulciber zwey Hörner woltest machen, Die jetzt nicht seltzam sind, und die sein Feuer zeigt, Im Fall die Glut empor mit ihren Spitzen steigt, Entschlieff der junge Mensch, so daß du von der Sonnen Ergriffen worden bist; hierauff hast du gewonnen Gerechte Rach' und Zorn und einen Hahn gemacht Auß deinem Wächter Gall, der noch biß heute wacht. O Mars, wann keiner nicht ohn einen Hahn sich wolte Zu buhlen unterstehn, der ihn verhüten solte, Ich fürchte leyder nur, es würde gar kein Hahn Auff dieser gantzen Welt zum Essen abgethan! Nun, Hahnen kömpt von dir, und aller Hörnerträger Ihr Vatter ist Vulcan, der grosse Harnischfeger, Der seine Hörner weiß. Die Venus, deine Ziehr, Bleibt zwar des Alten Weib und helt sich doch bey dir; Gar billich und gar recht, dann weil in deinen Kriegen So mancher Mutter Kind pflegt täglich auffzufliegen, Soll je der Erdenkreiß nicht wüst und öde seyn, Als bringet Venus dann den Schaden wieder ein Und giebet, wann du nimpst. Diß zeigen auch die Zeichen, So an dem Himmel stehn, darmit wir euch vergleichen, Und ordnen sie euch zu, der Wider und der Stier; Den Stier hat Venus kriegt, den Wider giebt man dir. Der Stier ist voller Brunst, der Wider ist verschnitten; Der Stier ist Liebes-Art, und jener gleicht den Sitten Deß Krieges, der die Schaar der Menschen kleiner macht. Es hat die Himmelskunst diß ferner auch bedacht Und bey die Wage hin den Scorpion gesetzet; Der Scorpion gleicht dir, so auff den Todt verletzet Und kehrt mit seinem Schwantz ein Theil deß Volckes auß, Als wie dein Schwerdt auch thut; der güldnen Venus Hauß, Die Wagen nechst darbey, ist die, so Gleichheit findet, Gewünschte Freundtschaft macht, die Welt mit Heyrath bindet Und hilfft zur Einigkeit. Ja, daß wir weiter gehn, Im Fall wir deinen Stern sehn bey der Venus stehn, Den grossen Feuerstern von rotem Angesichte, Wie du auch selber bist, beym schönen Venusliechte, So halten wir darfür, daß solcher eurer Schein Nichts anders muß unnd kan als gutes Glücke seyn. Man hat euch beyden auch zusammen auffgeführet Ein heilges Ehrenhauß und solches außgeziehret Mit euren Bildern selbst. Auß Eisen warest du, Als der du eisern bist, und deine süsse Ruh', Die Venus, auß Magnet, dieweil sie fort kan ziehen Die, so ihr günstig sindt, und auch die für ihr fliehen, Ein Volck das Hassens werth. Die liebt und wird geliebt, Doch wer ihr Anlaß auch zu rechtem Zorne giebt, Erfährt, was sie vermag. Die Sonn' hat euch verrathen, Und muß alsbald hernach die Schuldt genung erstatten; Ob deine Liebste schon ihr selbst nicht schaden kan, So strafft und stecket sie doch ihre Töchter an Mit einer grimmen Brunst: Medea, Phedra, Dirce, Und die Pasiphae und auch die Hexe Circe Thun für die Mutter Buß, empfinden Venus Krafft Und werden jämmerlich durch Kranckheit hingerafft. So müssen allesampt Verrähter innen werden Deß Unrechts, das sie thun. Die Töchter dieser Erden Sind mir ingleichen lieb. Deß Actors schönes Kind Astyoche, o Mars, ward gegen dir entzündt. Die hast du überschwätzt und bist mit ihr gegangen Auff ihres Vatters Hauß, hier wo sie hat empfangen Zwey Brüder auff ein mal, den edlen Jalmen Und den Ascalaphus, die auch für Troja gehn Und an der grossen Statt ihr Heyl versuchen wolten, Darmit die Helden dich in ihnen sehen solten, Als deiner Mannheit Frucht. Dich liebte Sterope, So jetzt am Himmel steht, die Meisterin der See, Wie ihre Schwestern auch deß grossen Atlas Töchter, Darauff bey stiller Nacht der bleiche Segelwächter Die Augen schärffen muß. Aeropen hast du Zu deiner Lust gehabt, zum Zwecke deiner Ruh', Die in Geburtsnoth starb; der Sohn doch blieb im Leben; Dem du den Namen hast der Mutter nach gegeben, Zum Zeichen ihrer Gunst. Was sag' ich aber viel? Man weiß es ohne diß, was ich erzehlen will, Daß du, o Vatter Mars, viel Weiber und nicht minder, Dem Krieges Brauche nach, gehabt hast auch viel Kinder, Darauß Etolus war, ein Held von grosser Macht, So Spieße neuer Art zum ersten auffgebracht, Und welchen Hercules zu Rosse hat erleget, Der Cygnus, darumb du durch grossen Zorn gereget Ihn außgefodert hast, als Jupiter den Streit Noch unternommen hat zu rechter guter Zeit Mit seines Donners Krafft. Dann Kinder gehn zu Hertzen; Als wie du gleichfalls auch empfingst nicht kleinen Schmertzen Nach dem der Halirrhoth, deß Wassergottes Sohn, Alcippen dir befleckt, der billich seinen Lohn Von dir hat mit der Haut und Halse weggetragen. Der Götter grosser Raht ließ dich hierumb betagen Und für Gerichte ziehn: Du, wie es sich gebührt, Hast solchen Mord und dich zum besten außgeführt. Es ist genung, o Mars, daß Leuten von der Erden Ihr liebes Weib und Kind hierzu gebrauchet werden, Bey Göttern geht es nicht. Wer solches leyden kan Und drückt ein Auge zu, der ist ein schlechter Mann, Geschweige dann ein Gott, der Schande rechen lehret, Den Auff- und Niedergang und aller Weltkreyß ehret. Dir hat der Gallier sein Halsband auffgehenckt, Dein Landsmann der Scordisck auch Menschenblut geschenckt; Rom zeigte deinen Schild, der Scythe deinen Degen. Auff grünem Grase hat man dir zu opffern pflegen, Weil du das Feld einnimpst und jagst den Bauersmann, Darmit das Kraut und Graß, du Feldgott, wachsen kan, Das Graß, so schneller kömpt und öffter sich verjünget, Wann deine Schlacht das Landt mit Menschenblute dünget Und seinen Boden färbt. Wie dann daß deine Statt, Die andre Welt, den Specht dir zugeordnet hat? Man sagt, als Romulus und Remus, deine Söhne, So du erzeugest hast durch Sylvien die Schöne, Hin an den Tiberstrom geworffen worden sind, Daß von der grossen Treu des Spechtes beydes Kind Hernach gespeiset sey. Dir wird auch zugegeben Die Wölffinn, welche hier das junge Par bey Leben Nechst dir erhalten hat, gewärmet und beleckt Und, nicht mit wilder Brust, getrenckt und zugedeckt, Die starcke Säugerinn. Du bist der Statt Verwalter, Du bist ihr Gott, Quirin, ihr Stiffter und Erhalter, Der Göttin aller Welt. Es wird diß kleine Par, So dessen Volckes Stamm und erster Anfang war, Das Stätt unnd Länder hat mit Waffen umbgekehret, Von einer Hur' erzeugt, und einer Lup' ernehret; Wo jemand billich auch sie Hure schelten kan, Da so ein hohes Haupt, wie du, es hat gethan. Sie sagt, der Stätte Statt, sie sey vor dir geboren, Hat dich mit steter Acht zu Ehren außerkohren, Dir Priester eingesetzt, dir Freyer angestellt, Dir heilig heissen seyn das schöne Wunderfeld, So deinen Namen führt, das edle Meisterstücke Und Hauptwerck der Natur, der Künste bestes Glücke, Die Hügel und das Thal, gekrönt mit aller Ziehr Biß an den gelben Strandt. Hier hat die Jugendt dir, O Vatter, sich geübt, hier Sonn' und Staub erlitten, Geschwummen und gekämpfft, getummelt und geritten, Geschleudert, Ball gespielt, gesprungen hoch unnd weit, Kein Oehle nicht gespart und durch den Kinderstreit Den Männerkrieg erlernt. Hier wolte man verbrennen Berühmbter Helden Leib, hier Obrigkeit ernennen, Hier sitzen und hier gehn; hier stundt der schöne Gang Vollführt durch Gordian von tausend Schuhen lang, Mit frischem Lorbeerbaum' und Myrten außgeziehret, Hier deines Tempels Bau von Alters auffgeführet; Der Spitzstein, den August vom Nilus hergebracht Und seiner Weißheit nach zur Sonnenuhr gemacht, Das Spielhauß runder Art, so Claudius gebauet, Und was noch sonst mit Lust ein geitzigs Auge schauet Das mein Gedächtnüß fleucht. Du hast gantz Rom erfüllt, Dir stund im Capitol ein Tempel, wo dein Bild Dich widersetzet hat, dem Jupiter zu weichen; Dir am Augustusmarckt', im Vatican ingleichen Und auff der Rennebahn und wo auch sonsten nicht? Rom hat von dir genennt, o Mars, deß Mertzens Liecht, Von dir das neue Jahr vor Zeiten angefangen, Der du ihr Anfang bist. Mit dir, Herr, kömpt gegangen Die Hoffnung schöner Zeit, das Erdreich macht sich auff, Der Vogel sucht sein Nest, die Segel ihren Lauff, Der Bauer seinen Pflug, der Landsknecht Fug zu Kriegen, So nunmehr hurtig wird, und kan zu Felde liegen, Wo Ruhm zu holen ist. Nun sage ferner an, Wie daß man dir den Hundt zum Opffer abgethan? Weil einer, der dir folgt, gleich als ein Hund sol wachen, Soll frisch und munter seyn. Was hat mit dir zu machen Der Ochse? Weil dein Krieg die gantze Welt verkehrt, Und grimmig umb sich stöst. Man schenckt dir auch das Pferdt, Dieweil das edle Thier zum Kriegen ist gebohren Und alles kriegisch ist, Maul, Augen, Stirn unnd Ohren. Es springt und bäumbt sich auff, schäumbt, wigert, schnäubt und keicht, Ist feurig und erhitzt und thut, was dir sich gleicht. Das Pferdt hat seinen Weg; wie aber ist es kommen, Daß du den Esel hast in deinen Schirm genommen, Daß er dir heilig ist? Dir steht der Name zu: Ein allgemeiner Gott; der Esel ist wie du Ein allgemeines Thier. Die Ochsen sendet Pohlen, Westfahlen feiste Säu, und Frießlandt starcke Fohlen, In Preussen wird der Beer, der Hase hier gefellt, Deß Esels Vatterlandt ist diese gantze Welt, Ist Ost, West, Süd und Nord. Der Esel haßt die Flüsse, Dadurch er gehen soll, und scheut die zarten Füsse Zu netzen in der Flut; so auch dein Kriegesheer Helt von dem Lande viel und fleucht das feuchte Meer Dieweil es windig ist. Ich kan von ihm auch melden, Daß, wann er sterben soll, er wie die andern Helden Auß diesem Leben geht; dann zahlt er einmal schon Die Schulden der Natur und leßt den Geist darvon, So lebt er weiter nicht. Es mag auch dannher rühren, Daß mancher Esel noch zur Festung Thor und Thüren Viel eher als ein Pferdt eröffnet und bezwingt, Woferren er ein Heer in gantzen Waffen bringt Gepreget auff das Gold. Diß sind die starcken Sachen, Damit dein Esel siegt und Esel auch kan machen: Dann, Mars, ein Volck, dem offt durch Krieg Gewalt geschieht, Was mangelt, daß es nicht dem Esel ähnlich sieht? Ein Esel der weiß nie sein Bestes zu erwegen; Diß Volck denckt auch nicht nach. Ein Esel bleibt von Schlägen Und Worten wie er ist, man schlägt, man sagt und wehrt, So leßt ein solches Volck die Freyheit unbegehrt. Ein Esel siehet nichts bey auffgereckten Ohren; Diß Volck ist unbesorgt, wann schon an allen Thoren Der Feind sich blicken leßt. Ein Esel weiß von List Und klugen Grieffen nicht; wann du bemühet bist, Zu treffen auff dein Ziehl mit Kunst und weisen Rencken, So schläfft biß arme Volck und weiß nicht nachzudencken, Man reit' es, wie man wil. Des guten Esels Schwantz, Sein nicht geringes Theil, leßt nicht auff einmal gantz Die starcken Haare gehn, man muß jetzt eines nemen, Dann wider, und so fort; so pflegst du auch zu zähmen, Zu beugen Fuß für Fuß der starcken Völcker Last, Biß daß du Haut und Haar in deinen Händen hast. Dann ist es gar zu spat den Esel außzuschlagen, Nach dem die meisten schon das Joch am Halse tragen, Und du das Regiment führst allbereit allein, Drumb wer kein Esel ist, der lernt ein Esel seyn, Thut gerne, was er muß. Wil Löwenkrafft erliegen, So soll man Fuchsnatur an ihre Stelle kriegen; Ich aber lobe doch noch mehr des Esels Art, Der seinen Herren Müh' und ihm Gefahr erspart, Geht fort, ißt, trinckt und schläfft. Sie hoffen, was sie wollen Die Schüler ihrer Zeit, und tragen, was sie sollen, Betrachten, daß es euch, wie hoch ihr Götter steht, Jedoch nicht allezeit nach eurem Willen geht. Als Troja war belegt, o Mars, von allen Seiten, Der Phryger feste Statt, bist du, für sie zu streiten, Persönlich angelangt, wie auch deß Himmels Ziehr, Der Erden Mehrerin, die Venus, neben dir. Daselbst hat Diomed der Göttin auffgeschlitzet Die weise zarte Hand und dir den Bauch geritzet; Worauff du einen Schrey von solcher Krafft gethan, Als sonst kein Heer nit thut von zehen tausend Mann, Im Fall ein Treffen ist. Dein Peon hat der Wunden Ein Pflaster auffgelegt und fleissig sie verbunden; Die Hebe wusch dich ab, gab dir ein neues Kleid Für diß, das blutig war. Dich warff zur andern Zeit Minerva für den Halß mit einem Gräntzesteine Der auff dem Felde lag, daß dir die starcken Beine (Den Muth behelt ein Gott) und alle Krafft entsanck, Und du für Ohnmacht bist durch sieben Huben lang Gefallen in den Sand. Auch dieses übergangen, Hielt Ephialtus nicht und Otus dich gefangen, Fast dreyzehn Monden durch, biß daß Mercur noch kam, Und kaum verstolen dich auß ihrer Ketten nam, Die deinen Leib umbfieng? Doch wird nicht ungenossen Der Spot dir angethan. Es hat sein Blut vergossen Das Himmelstürmer-Par, und ward genung gelehrt, Wie keiner ungestrafft die Götter je versehrt. Und diß hat Pelion und Oßa wol erfahren, Olympus hat bezeugt, wie du die grimmen Scharen Der Riesen abgestrafft im Lentzen deiner Zeit. Du warest fast ein Kind und führtest deinen Streit Nur einig gegen Wild; hier sahe man dich jagen Am kühlen Rhodope, hier wilde Beeren schlagen Und auff die Löwen gehn, als dieser Feind gleich kam, Warumb dein Vater dich in seine Wohnung nam Und gab dir Schwerd und Helm. Der Himmel ward erfreuet, Typheus, welcher doch den Donner nicht gescheuet, Erschrack für deiner Macht, und Rhetus flohe dich, Dem Bacchus obgesiegt, Porphyr sprang hinter sich Zehn Morgen Ackers weit, Pelorus mußte büßen, Dem hastu seinen Leib am Dünnen auffgerissen Nicht ferren von der Schoß; sein Bruder Mimas auch Der ihm zu Hülffe kam, kriegt' eines durch den Bauch, Das ander' in den Kopff, fiel todt hin in den Wasen. Der Obergott war fro, befahl nun ab zu blasen Und bey der Lust zu seyn, dieweil die Schlacht ihr Loch Und gutes End' erlangt: du aber bleibest noch Erhitzt und gantz bedacht, was Mehrers zu erlangen, Im Fall dich Venus nicht gedruckt an ihre Wangen, Dir selbst den güldnen Helm und Pantzer abgelegt Und dich vielmehr bey ihr zu bleiben angeregt. Du hast, o Enyal, Gesetz' und Recht erfunden, Hast diß an jenes Land mit Hülff und Treu verbunden; Du hast die Welt ergäntzt, die erstlich als das Wild Hat in den Tag gelebt, mit Eicheln sich gefüllt, Getruncken auß der Bach, das Feld nicht können bauen, Den Weinstock nicht gekennt, kein Gold gewußt zu hauen, Kein Schiff zur See gebracht, gehabt kein Mir und Dir; Ihr Waffen war ein Stock, ihr Feind ein kühnes Thier. Für diesem mußten sich die ersten Menschen wehren; Die andern fiengen schon sein Fleisch an zu begehren, Zu rühmen seine Haut; diß war die erste Schlacht, Auß den ein warmer Beltz und Essen ward gebracht, Des Sieges gantzer Lohn. Du, Vatter, hast den Thieren In ihren Sinn gejagt die Waffen so sie führen: Dir trägt ein Beer die Klan, ein Hund den scharpffen Zahn, Ein Löwe seinen Schwantz, und jedes, was es kan. Nicht eines liebt den Todt; sie lernen alle kriegen, Empfinden ihr Gewehr, ersehn das Ziehl zu siegen Und fellen ihren Feind mit Waffen oder List. Daß Streit bey Vögeln ist, ein Fisch den andern frißt, Macht deiner Regung Krafft. Der Mensch nur kömpt vom Weibe Gantz bloß, als wie er ist, mit Mutternacktem Leibe, Ohn Schupp', ohn Borst', ohn Horn, bringt nichts nicht an den Tag, Darmit er seiner Haut sich künfftig wehren mag; Dieweil sein kluger Sinn die Waffen weiß zu finden, So ihm gemeße sind, sucht auß der Erden Gründen Den scharpffen Stahl herfür; ihm zwingt der Feuerherdt Das wolgebutzte Helm, die Lantze, Schild unnd Schwerd, Und was er haben wil. Was soll ich aber sagen Von dir, du Deutsches Landt, was du vor Frucht getragen, Du Mutter der Gewalt, der Stärck' und Kriegesmacht? Mars ist dein eigner Gott; dein Volck hat Tag und Nacht In Waffen als gewohnt, es hat von allen Zeiten Begier und Lust gehabt zu grimmer Schlacht unnd Streiten, Das Gegentheil gereitzt, Gemüte, Hertz' und Muth Behalten, wie es war, wann Land, Leib, Gut unnd Blut Schon drauff gegangen sind. Des stoltzen Feindes Hauffen Hat müßen seine Ruh und Frieden von ihm kauffen, Der fast nit feyl mehr ist. Wir haben in die Schlacht Den Donner selbst geholt und etwas auffgebracht, Das Glut und Eisen speyt, für dem die Mauren fallen, Die Thürne Sprünge thun, Gebirg' unnd Thal erschallen, Die wilde See erschrickt. Der reichen Erden Schlundt Schickt dieses an den Tag, für dem sein tieffer Grund Hernach erzittern muß. Wir mischen uns zusammen Die Elemente selbst, und fodern mit den Flammen Das blaue Himmeldach, so gantz bestürtzet steht, Wann unsers Pulvers Macht dem Feind' entgegen geht Und führt ihn in die Lufft. Der Götter König höret Was stärckers als die Macht, darmit er sonst versehret Das blinde Menschenvolck und strafft die raue Welt, So rasend unnd verstockt in Sünd und Schanden fellt. Er sieht und wundert sich, daß wir mit Plitze streiten Ein gantzes langes Jahr, da er bey Sommerszeiten Sich fast nur schauen lest; sein Adler zweiffelt schier, Wo recht sein Donner sey, im Himmel oder hier. Was kaum natürlich ist, muß die Natur uns geben, Die weise Künstlerinn, so alles, was ein Leben Und nicht ein Leben hat, mit solcher Art verehrt Die kriegisch scheint zu seyn und etwas sonst versehrt Das ihr zuwider ist. Der Bau, so uns umbringet Und Welt genennet wird, wenn Mond' und Sonne dringet Hin auff die lincke Hand, geht auff die rechte zu; Und weil die Sonne wacht, so hat der Monde Ruh. Hier diß Gestirne dörrt und jenes pflegt zu netzen, Die Winde müssen sich einander widersetzen, Die Elemente selbst vollführen ihren Streit, Heiß ist dem Kalten gram und Weich der Härtigkeit, Naß steht bey Trucken nicht, nicht Leichtes bey dem Schweren. Sie fühlen dich, o Mars; was eines pflegt zu nehren, Das ist deß andern Todt. Diß unser Erdenfaß, Das Theil, so sterblich ist, wird in sich bald zu naß Und bald zu trucken seyn. Die Hitze rufft zusammen Die Kräffte, so sie hat, und stärckt die schweren Flammen Mit Speisen ihrer Art; die Kälte gleichsfalls geht Auff sonst was, das erfrischt und ihren Feindt besteht In einer solchen Schlacht, darbey der Leib muß büssen, Gibt Lung und Leber hin, wird kranck an Händ und Füßen, Stirbt täglich, weil er lebt, im Fall der Artzt nit wacht Und einen Friedenschluß bey diesen Feinden macht. Ein Kind kriegt, wenn es läufft, nimpt Stecken her zum Streiten, Und Stecken zu der Schlacht. Ein Greiß, der nicht kan streiten, Streicht seine Thaten auß, faßt einen Becher Wein Und wil zum minsten hier noch jung im Kämpffen seyn. Wer sagt, daß Männer nit zum Kriegen sind erkohren, Die Frauen zur Geburt? Wir werden nicht gebohren Mit Dutten als ein Weib, darmit die Brust uns frey Zum Schild', und beyde Hand im Fechten leichter sey. Deß Weibes Untertheil ist schwer und groß zum Tragen; Deß Mannes leicht' und schmal zum Reiten, Sprung' und Jagen, Zur Flucht, wo Noth es heißt; dann der ist auch ein Mann, Der seinem Lande sich zu gut erhalten kan, Darmit er offtermals zur Schlacht mag widerkommen. Daß aber etwan ich den sichern Weg genommen Und auß dem Letzten, Mars, der Erste worden bin, Mein Roß darzu gezehlt, so wisse, daß mein Sinn Gar nie gewesen sey, dem Feinde Stand zu halten. Wer jung erschossen wird, der pfleget nicht zu alten Und stirbt zu Tode hin. Es wird mir auch gesagt, Der Fürwitz sey ein Ding, das einem, der sich wagt, Nicht allzeit wol bekömpt und wird ihm gar zu theuer. Poetenvolck ist heiß, ist leichte wie ein Feuer, Geht durch, reißt auß ihm selbst, ist wie ein edles Pferdt, Das nie kan stille stehn und allzeit fort begehrt. Solt' ich, o Marspiter, in Graß gebissen haben, Wer würde doch ein Lied von dir und deinen Gaben Erdencken als wie ich? Es ist ja recht und war, Daß ohne diß sich jetzt der Teutschen Tichter Schar Sehr starck zu Felde schreibt; doch Reime von der Erden Die taugen nicht für dich. Du wilt gepriesen werden Von Geistern, derer Krafft sich in die Wolcken schwingt, Wie manche Nachtigall am Elbestrome singt, Dringt Thal und Werder durch, ernehrt gelehrte Hertzen Mit ihrer Stimme Frucht unnd nutzt der Sorgen Schmertzen Durch einen süssen Thon. Wie du auch, Vatter Rhein, Gemüter umb dich hast, die Liedern ihren Schein, Der einen Kopff erheischt, und Glantz zu geben wissen. So lange Zeit die Elb' in Sachsen durch wird fließen, Der Rhein auff Holland zu, wirst du, o kluge Schar, Der Musen Trost und Ziehr, entgehen der Gefahr Deß Grabes, das dich fleucht, wirst nicht auß Lethe trincken, So für den Pöfel ist. Wir können nie versincken Und werden durch den Todt viel minder weggerafft Als der, so mit der Faust ihm steten Namen schafft. Dem einen ist zu thun, zu schreiben mir gegeben, Und möcht' ich, wie geschieht, nicht in den Büchern leben, Ich lebte gar nicht mehr. Was soll dann Kriegesfall Mein Sterbekittel seyn? Kein Mensch der stirbt zwey mal. Ein Fechter bin ich nicht; ich kan wol wettelauffen Wann Feind fürhanden ist. Mit Balgen und mit Rauffen Wird keinem was gedient; der ist gar wol daran, So and're ruhen leßt und selber ruhen kan. Doch Zanck muß gleichwol seyn; diß, wo wir gehn und reiten, Bemüht und müßig sind, hat allzeit Krieg und Streiten Daheim und anderwerts, zu Land' und See gehegt Und, Mavors, dich gefühlt. Ein jeder wird geregt Auff Eyfer, Neid und Zorn. Du machst, o Menschenwürger, Daß jener diesen hier, der Juncker einen Bürger, Und er den Bauersmann, der reich' ein armes haßt, Ein Weltkind geistlichs Volck. Der Unger redet fast Dem Deutschen übel nach, und Holland zürnt mit Flandern, Mit Böhaimb Dennemarck. Ein Artzt verfolgt den andern, Ein Kauffmann, ein Jurist, ein Singer, ein Poet, Als ich dann sonderlich den, welcher nichts versteht Und gleichwol lügen wil. Dieweil nun alle kriegen, Soll König, Fürst und Herr nicht auch zu Felde liegen, Nicht auch geharnischt seyn? Ein unverzagter Held Von grossen Eltern her, der seine Sinnen stellt Auff Ruhm, so ihm gebührt, wil billich mit der Spitze Deß Unrechts Rächer seyn. Natura hat die Hitze, Die Liebe der Gefahr und grosse Waffenlust Nicht ohngefehr gepflanzt in eine solche Brust. Du schaffest, und sie auch, daß Teucer siegt mit Pfeilen, Mit Kühnheit Diomed, Achilles mit Ereilen, Ulyßes durch Verstand; du giebest Krafft und Muth, Du freyer Landsknechtgott, und rührst ein herrlichs Blut In allen Adern auff. Der kan nicht edel bleiben Und wird auch edel nicht, der müßig wil vertreiben Ohn Tugend und ohn dich die Freyheit seiner Zeit, So edler ist als er. Der Schlaff, der Bettestreit, Schach, Würffel, Kartenspiel, Banckete, Gläserschantzen Sind keiner Ahnen werth. Wo scharpffe Kugeln tantzen, Wo Fahnen in der Lufft, wo Stürm' und Schlachten sindt, Dergleichen ist für dich. Die Ueppigkeit zerrinnt, Das faule Spiel verspielt, die Wollust wird geschlagen, Leßt ihre Flügel gehn, wann du auff deinem Wagen Daher gedonnert kömpst, den dir bey dicker Nacht Pyracmon, Steropes und Brontes hat gemacht, Das schwartze Schmiedevolck. Voran kömpt eingedrungen Die Göttin Fama selbst, so hundert schnelle Zungen Und hundert Augen hat. Zwey Pferde ziehen dich, Das Schrecken und die Angst; zu nechste findet sich Bellona, deine Frau, mit blutgefärbten Haaren Und Feuer in der Handt; ihr folgen deine Scharen, Raub, Armut, Hunger, Durst, der Haß, der bleiche Neid, Brandt, Wüten, Kranckheit, Pest, die Flucht und Einsamkeit; Victoria fleugt nach mit Palmen in den Händen, Geflügelt weiß wie Schnee, gantz bloß an allen Enden, Die Krone trägt sie auch, die sie demjenen giebt, Der ihren Ruhm erhöht und deine Tugendt liebt. Du weckst die Sinnen auff, machst, daß sie lieber streben Nach Arbeit als nach Ruh, und nehmen für ihr Leben Das Lob, so nimmer stirbt. Was zeiht Achilles sich, Sich Nestor seinen Halß zu setzen in den Stich, Ulyßes gleichfalls auch? Achilles mag regiren Sein Land Thessalien, kan seine Zeit vollführen Am Berge Pelion, hier, wo das gantze Jahr Mit zarten Blumen prangt unnd wo sein Chiron war; Der graue Nestor kan noch ferner friedlich alten, Und Pylos, seine Statt, in stiller Ruh verwalten, Ulyßes auch den Ort, der gute Jugendt tregt, Hier wo der Neritus stets grüne Bletter hegt Im kleinen Ithaca. Nein, nein, ein Held von Ehren Begehrt die Eitelkeit und Wollust nicht zu hören, Er reitzet seinen Feind und dringet sich hinein, Wo Kampff und strenge Schlacht am dicksten' pflegt zu seyn. Also ward Jupiter, dein Vatter, auffgenommen Zum Himmel, da er herrscht; so ist Alcides kommen In euers Mittels Schar; so lebt der Theseus hier, So lebt Anchisen Sohn, so Ajax, deine Ziehr, Und wer sie alle sind. Dein Volck auch, die Soldaten, Vertreget mit Gedult auß Lust zu guten Thaten Des Sommers heissen Schein, des kalten Winters Noth, Schöpfft Wasser mit der Hand, ißt liebes schwartzes Brodt, Drückt in der Nacht das Land, geht nackendt und zerrissen, Tregt Eisen in der Faust und Bastschuh an den Füßen, Ist Bauch und Seckel leer, ja hat für seinen Leib, Was zu erbarmen ist, auch nicht ein eignes Weib, Borgt alles, was es hat. Daß aber in Quartiren Die ritterliche Pursch sich pfleget außzuziehren, Den Wein fürs Vatterland vergeußt, wol schläfft und frißt, Machst du, der du ein Herr auch frembder Sachen bist Und findest ohne Kauff den Unterhalt zum Leben, Kömpst deinem Feinde mehr zu nehmen als zu geben, (Dann Bauersvolck ist Feind.) Den Flegeln thut es wol Ein grobes Haberbrodt, was für den Landsknecht soll, Muß weiß und Weitze seyn. Mein Teutschland, deine Vätter Die waren recht für uns, so allzeit volle Bräter Beym Feuer hatten stehn und bald das Faß darbey; Hatt' einer wol gekämpfft, der fraß auch nachmals frey Und satzte wacker ein das Zähn' unnd Schwarte knackte; Darauff, wann jederman den Wanst recht vollgesackte, Ward gantze Nächte durch auff Deutsch herumb geschwecht, Biß an den liechten Tag, und redlich außgezecht. O Mars, der Wasserkrug ist nicht für deinen Magen, Stärckt solche Hände nicht, die lange Spieße tragen Und Thaten sollen thun. Das liebe Zehrlin Wein Sieht anders mir nicht auß als unser Wetzestein, Der Muth und Hertze schärfft. Laß immer nüchtern bleiben Der Frembden klugen Sinn, die nichts vom Trincken schreiben Und Narren sind als wir. Ein hiesiger Soldat, Der einen Becher Wein in seinem Busen hat, Schafft mehr als mancher sonst, der unten von den Füßen Biß auff die Scheitel an sich ein hat lassen schliessen In Eisen und in Stahl. Nur fort, mein Vatterland, Du säuffest in den Halß unnd kämpffest mit der Hand. Die aber, welche sich zu geben sehr beschweren, Die zehnmal mehr uns todt als so zu sehn begehren Und hassen dich, o Mars, was wenden sie doch ein? War ist es, Feuer brennt; doch gibt es Liecht und Schein, Wärmbt, kocht und schmeltzt Metall. Ein Volck ohn Krieg zu zwingen, Ist möglich, als ein Roß zu rechte wollen bringen Ohn Zügel und ohn Zaum. Du nimbst zwar Gut und Geldt, Kennst aber keinen Geitz und bringst es in die Welt, So weiß, worzu es dient. Was mag das Gold doch nützen Demjenen, welcher stets darüber pflegt zu sitzen Und suchet was er hat? Dein Volck durchkreucht das Hauß, Schlegt Thür und Kisten auff und reißt es denen auß, Die sein nicht würdig sind. Ein Schatz, der tieff vergraben Im finstern Keller liegt, muß letzlich einen haben, Der ihm das rohte Liecht der Sonnen zeigen kan. Wo Kriegesgurgeln sind, da wächst der Handwercksmann; Der Gastwirt freuet sich, der Weinschenck' ist bemühet, Der Goldschmied steht früh auff, der reiche Schneider siehet, Wo neue Häuser sind, weil jetzund auff ein Kleyd So viel gewaget wird. Es trug für dieser Zeit Den großen Himmelsbau der Atlas, wie sie sagen, Jetzt wird auff einer Hos' ein gantzes Dorff getragen, Die Bauern und der Schultz, vorauß weil sie zur Pracht Und dann zum Vortheil auch was lenger wird gemacht Und Raum zur Beute hat. Zwar eine stoltze Feder, Ein Ring, ein güldnes Schwerd und auch ein güldnes Leder Schmeißt keine Feinde nicht. Doch der, so Kriege führt Und für die andern fleucht, wird recht unnd wolgeziehrt Mit etwas, das der Welt, so eußerlichen Sachen Nicht selten Glauben gibt, die Augen auff kan machen, Darmit sie sagen mag: Schaut, schaut, da geht der Mann, Der auff dem weißen Berg hat Wunderding gethan. Geld muß beym Krieger seyn; man nennet ihn von Kriegen, Dieweil er offtmals kriegt auch außer Schlacht und Siegen Was andern zugehört. Dann wächset ihm der Muth, Dann fordert er den Feind. Der Menschen Seel und Blut Ist Geld und rotes Gold. Wem diß nicht ist gegeben, Der wandelt todt herumb bey denen, die da leben, Und fleucht den hellen Tag. Diß weiset mancher auß, Der Lauffgeld von dir nimpt, im Fall er' Hoff unnd Hauß Im Weine hat ersäufft, wann Silber auff zuweisen Ihm nicht mehr möglich ist, so suchet er das Eisen, Leßt Armut und sein Weib zurück an seiner Stat, Daran der Bürge sich hernach zu halten hat. Du giebest und du nimpst, hilffst dem Mercur verwalten Sein Wegampt, o Silvan, hilffst Strassen reine halten, Und wird durch deine Leut' ein Ding nicht auffgeklaubt, So ist doch Volck genung, das für unnd auff sie raubt. Du bringest gute Zucht; wie würden Dorff unnd Stätte Voll loser Zauchen seyn, wann nicht dein Läger thete, Da viel gelegen wird? Du fellst und zeuchst hervor, Hebst einen armen Knecht zum hohen Stab' empor Und wirffst den stoltzen ab. Dich muß der Bauer ehren, Weil du ihn reicher machst, und Höffligkeit wilt lehren; In dem er, wann du kömpst, den Haber bald verkaufft, Und als er nichts mehr hat, hin auff die Statt zu laufft, Darinnen Mietung sucht, er lernet kluge Sachen, Zeucht Bürgerkleider an, kan sich behäglich machen Und wird ein neuer Mensch. Gesetzet nun, daß du Ihn und den Edelmann, den Bürger auch darzu, Bringst an den Bettelstab, wie frey ist doch ein Leben, Wann einer auff das Geld nicht mehr darff Achtung geben Und wird der Bürde loß? Ein gar zu langes Kleyd Beschweret nur den Leib, Gut ohne Mäßigkeit Gemüte, Seel und Sinn. Der weise Crates merckte, Daß Reichseyn nur die Lust zur faulen Unlust sterckte, Warff alles in die See und sagte: Schwimme hin, Damit du sehen magst, daß ich dein König bin Und du der meine nicht. Diogenes im Faße War reicher tausendtmal mit seinem Reichtumbhaße Als Alexander selbst, die Weißheit war sein Geld, Sein Krieg der Lasterstreit, sein Hauß die gantze Welt. Nicht den, der viel besitzt, den soll man seelig nennen, Der das, was Gott ihm schenckt, recht mit Vernunfft erkennen Und Armut tragen kan und fürchtet Schand' und Spott, Die er ihm selber macht, noch ärger als den Todt. Ein guter armer Mann kan viel gesünder bleiben, Als einer, dem sein Geld den Hunger muß vertreiben, Der saufft, darmit er speyt, und speyt darmit er saufft. Er ißet Saltz und Brodt, sein Tranck wird nicht gekaufft, Sein Artzt ist die Natur. Verderbst du ihn durch Feuer, Verbrennst ihm, was er hat, so ist er frey der Steuer, Erlegt kein Schatzegeld, gibt keinen Brückenzoll, Geht sicher auß und ein, wohin er wil und soll, Scheut keinen Räuber nicht, kan auff der Strassen singen; Im Fall er endlich auch der Erden eyteln Dingen Soll wüntschen gute Nacht, so hat er freyen Sinn Und gibet unbesorgt des Lebens Fackel hin, Macht gar kein Testament, ist sicher, daß die Erben Auß Zwietracht umb sein Gut einander nicht verderben, Und speißt der Würmer Schar so herrlich und so satt Als einer, der anjetzt viel Tonnen Goldes hat. Diß Armseyn lehrest du; du weisest uns zur Tugend, Du leytest auff Verstand das Alter und die Jugend Und auff die Wachsamkeit, deß guten Nahtes Kind, Die jetzt und immerfort in deinen Augen sind. Wann deine Macht uns drückt, so lernen wir erkennen Wer Freund ist, oder nur sich also pflegt zunennen Und tregt geschminckte Gunst; dann mancher ist der Zeit Und nit deß Freundes Freund, wie die Gelegenheit Es etwan mit sich bringt. Du hast ein Land geziehret Durch eines andern Geld, hast hier hinweg geführet Und dorthin eingebracht. O Mars, o Mars August, Vergönne doch ein mal uns Teutschen diese Lust, Weil gleichwol diß und das in Brieffen ist verflogen Und sonsten über Berg und Meer hinaus gezogen, Vergönn' uns doch ein mal den lieben schönen Tag, Das unser einer auch hergegen holen mag! Ein Tausch der schadet nicht. Du machst die Welt zur Beute, Durchwanderst Statt und Land, verwechselst ihre Leute Und jagest auß und ein, wie wann die See ergrimmt Und die betrübte Flut biß an die Wolcken klimmt Die Wellen fort für fort einander weiter schlagen, Und auff das Ufer zu mit schneller Hitze jagen In ungezehlter Zahl. So mußte der Breton Durch unsrer Anglen Zwang auß seinem Albion, So hat der Langobard Italien verheeret, Der Francke Gallien in Franckreich umbgekehret; Der Hunn Pannonien zu Hungern ihm gemacht, Der Gohte Spanien in seine Hand gebracht. Du hast den Fichtenbaum zum ersten lassen hauen, Hast unsern Muth gereitzt ein Holtzpferdt auff zu bauen, Das Segel hoch zu ziehn, zu reisen durch den Wind, Wo Meer und Todt von uns in gleicher Weite sind. Wir steigen in das Schiff, in einen holen Balcken, Der fleucht mit uns darvon, wie wann wir sehn den Falcken So flüchtig als der Wind auß eines Berges Klufft Auff eine Taube zu sich schwingen durch die Lufft. Wo leytest du uns hin? Wir haben erst umbfahren Der guten Hoffnung Haupt, beraubet ihrer Wahren Die reiche Cefala, der Mondeninsel Frucht, Ihr edles Sandalholtz, ihr Helffenbein gesucht, Uns Goa recht gemacht, Malacca eingenommen, Nicht weit von Sumatra, sind weiter nachmals kommen An Sina reichen Strand, das Porcellanen schickt Und auch Geschütze hat unnd auch die Bücher drückt. Mehr, Diu haben wir (wo fast Cambaja lieget, Das Kornhaus Indiens) und Ceylon obgesieget, Es findet Bengal uns den hellen Diamant Und Pegu den Rubin, hier wo umb Geld unnd Pfand Ein Weib entlehnet wird. Darmit wir besser leben, Muß Java Specerey, Muscat und Pfeffer geben Unnd was für Sachen sonst die werthe Handelsstatt Sein Bantam, umb den Strom der Sundenenge hatt. Molucco und Tydor, Geloula und Tornate (Die Fünffte weiß ich nicht) erzeugen ihre Saate Von Nägelinn für unß; von dannen kömpt uns zu Der Sonnenvögel Schar, die niemals ihre Ruh Vom Fliegen nehmen kan. Du hast uns eingegeben West-Indien, o Mars, wo andre Leute leben Und andre Laster sind, gewonnen eine Welt, Die unsre Sitten nimpt und gibet uns ihr Geld. Wir fuhren plötzlich an, dein schweres Ungeheuer Die Stücke, gaben Plitz, die Schiffe speyten Feuer, Das blaue Saltz erschrack, das arme Volck lieff fort Und glaubte, daß die Schaar der Götter umb den Port Sich sämptlich liße sehn. Columb hat ihm verbunden Mit seiner neuen Welt die alte; hat gefunden Jamaica, Borick und Cuba; hat bekandt Cubagua gemacht, der Perlen edlen Strandt. Ihm ist Americus, sein Schüler, nachgegangen, Hat diß, was von ihm heißt, zu zwingen angefangen, Dem Geitze Paß gemacht. Der kühne Magellan Lieff weiter in die See, entdeckte seine Bahn Die Nord und Süd vermengt. Nun kennen wir viel besser Das Land Brasilien und seine Menschenfresser, Als sie sich eben selbst. Wir wohnen in Peru, Beherrschen Mexico, wir ziehn nach Chica zu, Durch Chili schönes Feld wird unser Fuß gespüret; Der Fluß Orenoque hat unsern Muth geführet Biß in Guiana hin, hier wo die große Statt Manoa liegen soll, die nicht ihrs gleichen hat. Wir haben Thulen nicht die Lenge bleiben laßen Das letzte Land der Welt, gefunden eine Gaßen Durch Frost und dicke Nacht, sind kommen unverzagt Wo Mon und Sonne sich noch nimmer hingewagt, Und haben auffgedeckt Lycaons weißen Beeren So niemals Wasser trinckt, der Thier uns müssen wehren, Den Winter selbst bekriegt, wo Eyß an Meeres Stat, Und Nebel für den Tag die kalte Herrschafft hat. Gold, Silber, Würtze, Holtz unnd alles kanst du geben, Und wenn du viel uns nimbst, so nimbst du uns das Leben, Das keiner nicht behelt. Dann Pluto höret nicht, Und würgten wir ihm gleich auff jedes Tagesliecht Dreyhundert Ochsen ab. Ein König und ein Bauer Hat gleiche Gunst bey ihm, wie freundlich oder sauer Wir immer mögen sehn. Das Hauß, das Spiel, der Wein, Die Freunde, Weib und Kind muß nur verlassen seyn, Wann Zeit zu wandern ist. Es wird ein andrer erben, Der dieses, was wir jetzt durch Müh und Noth erwerben, Mit Lust verschwenden soll. Doch welcher sterben kan In deiner Schlacht, o Mars, der stirbet als ein Mann. Den Starcken bleibt der Ruhm; der soll warhafftig wissen, So durch den Kampff sein Blut wil für sein Land vergießen, Und schlegt behertzt den Feind, wie daß er Lob erwirbt Der gantzen Bürgerschafft, er lebet oder stirbt. Es muß gewaget seyn; ein Weibersinn fühlt Schmertzen, Wann seine Stunde kömpt; für deinem grossen Hertzen Weicht alle Furcht und Angst; dann wer zum Fechten geht, Der weiß, daß solches Kraut in solchen Gärten steht. Das Scheuen ist umbsonst; und woltest du gleich kriechen In deiner Mutter Leib, das Pulver nicht zu riechen, So tregt es doch nicht für. Diß ist des Lebens Zoll; Wir haben einen Weg, den Jeder tretten soll, Der zeitlich, jener spat; ist's weit vom Vatterlande, Wer fraget was darnach? In einem frembden Sande Ist auch gut Todt zu seyn. Der Himmel lieget mir So lang, so breit und hoch von dortan als von hier. O Vatter Enyal, o Rächer, zwey mal Rächer, O Camul, o Gradiv, o Mars, du Mauerbrecher, Du Blutgott, sey gegrüßt, und wo diß unser Land Dir noch zu Hertzen geht, so wende deine Hand Auff frembde Völcker hin. Ach gehe doch was leyser Mit deinen Teutschen umb; verschaffe, daß der Keyser Des Türcken Sieger sey, des Türcken, so der Macht, Die jetzt sich selbst verzehrt, mit sicherm Hertzen lacht Und ihre Wunden zehlt. Begleit' uns unser Eisen Auff sein Bizantz hinzu, dem Hunde recht zu weisen, Daß Teutschland doch nicht sey de langen Spieles satt Und seine Krafft für ihn noch gantz beysammen hatt.