Oden oder Gesänge 1. Ist irgend zu erfragen Ein Schäffer umb den Rein, Der sehnlich sich beklagen Muß über Liebespein, Der wird mir müssen weichen, Ich weiß, sie plagt mich mehr; Niemand ist mir zu gleichen, Und liebt er noch so sehr. Es ist vorbey gegangen Faßt jetzt ein volles Jahr, Daß Phyllis mich gefangen Mit Liebe gantz und gar, Daß sie mir hat genommen Gedancken, Muth und Sinn; Ein Jahr ist's, daß ich kommen In ihre Liebe bin. Seyt dem bin ich verwirret Gewesen für und für, Es haben auch geirret Die Schaffe neben mir; Das Feld hab' ich verlassen, Gelebt in Einsambkeit, Hab' alles müssen hassen, Worumb ein Mensch sich freut. Nichts hab' ich können singen Als nur ihr klares Liecht; Von ihr hab' ich zu klingen Die Lauten abgericht; Wie sehr ich sie muß lieben Und ihre grosse Ziehr, Das hab' ich fast geschrieben An alle Bäum' allhier. Kein Trincken und kein Essen, Ja, nichts hat mir behagt, Ich bin nur stets gesessen Und habe mich beklagt; In diesen schweren Orden Verendert alles sich, Die Herd' ist mager worden, Und ich bin nicht mehr ich. Sie aber hat die Sinnen Weit von mir abgekehrt, Ist gar nicht zu gewinnen, Als wer' ich ihr nicht werth, Da doch, was ich gesungen Im Brittenland' erschallt Und auch mein Thon gedrungen Biß durch den Böhmer Waldt. So hab' ich auch daneben, Ich habe was bey mir, Daß ich nicht wolte geben Umb alles Vieh allhier Das an des Neckers Rande Im grünen Grase geht; Mein Lob wird auff dem Lande Und in der Stadt erhöht. Jedoch nach diesem allen Frag' ich nicht sonders viel, Der Phyllis zu gefallen Ich einig singen wil, Weil nichts ist, das auff Erden Mir ohne sie gefellt; Kan ihre Gunst mir werden, So hab' ich alle Welt.