9. Asterie mag bleiben, wer sie wil, Ich weiß nichts mehr von ihr Und ihrer Huld, ein sehr viel höher Ziel Hab ich anjetzt vor mir; Ich will mich weiter schwingen Als durch den Erdenkreiß Und nur alleine singen Der Tugend Ehr' und Preiß. Wie selig ist, wer in Vollkommenheit Der Weißheit sich verliebt, Die süsse Gifft der schnöden Eitelkeit Ihn nimmermehr betriebt; Er weichet von den Wegen Der Ueppigkeit der Welt, Darauff zuvor erlegen Manch freyer kühner Heldt. Die Schönheit zwar veracht' ich gäntzlich nicht, Weil sie von oben kömpt, Das sag' ich nur, daß sie gar leichte bricht Und bald ein Ende nimpt; Der rote Mund, die Wangen, Der schönen Augen Glantz, Ja alle Pracht und Prangen Ist wie ein Rosenkrantz. Wer Tugend liebt, der stirbet nimmermehr, Er dringt durch alle Noth, Durch alle Welt erklingt sein Lob und Ehr, Er bleibt und lebet todt: Drumb wil ich nichts mehr schreiben Von zeitlicher Begiehr, So wird mein Lob bekleiben Und grünen für und für. Weg, Venus, weg, du Pest der jungen Zeit, Ich selbst vergesse mein; Ich wil jetzt gehn den Lauff der Ewigkeit Und auff der süssen Pein Verwirten Bahn nicht wallen, Die Tugend ist mein Ziel; Asterie sampt allen Mag bleiben, wer sie wil.