Das andere Buch Inhalt Hier hebet der Poet an zu erzehlen, wie ihm ein Mensch in dieser langwierigen Verfolgung deß Vatterlandes die Traurigkeit auß dem Gemüth solle schlagen. Und sagt erstlich von der göttlichen Versehung, es müsse so seyn, und wäre nur das beste, Gehorsam leysten und bedencken: Wer der über uns sey, nämlich dasjenige und höchste Gut, von welchem alle Dinge zu gutem Ende gerichtet werden. Hernach leytet er uns von der Eytelkeit dieser Welt auff den Weg der Tugend und lehret, wie ein weiser Mann in aller Anfechtung und Gefahr sicher und unbewegt stehen könne. Bißher nun sey der Krieg und auch umb wessen wegen Er unser Land betrifft; jetzt, hilfft mir Gottes Segen, So wil ich weiter gehn auff dieser neuen Bahn Und zeigen, wie man sich hinwider trösten kan. Die schöne Poesie, als die von oben kommen, Unnd auß dem Himmel selbst ihr erstes Quell genommen, Hat allzeit mir behagt. Ich trage freylich Gunst Von meiner Kindheit an zu dieser edlen Kunst, Doch gleichwol kan und wil ich nimmermehr verneinen, Es sey nicht gäntzlich nichts, was viel Gelehrte meynen; Sie wird von manchem kaum zum besten angelegt, Der als ein schädlichs Gifft unnd Pest sie bey sich trägt. Poeten sollen mir Bericht von Weißheit geben Und sagen, wie ich doch in diesem armen Leben Die bösen Lüsten fliehn, das Creutze tragen soll, So sind sie Eytelkeit und falscher Meynung voll. Hier sitzt der grosse Fürst Achilles der Vertrauten In ihrer zarten Schoß, spielt eines auff der Lauten, Läßt Troja Troja seyn, helt diese Schlacht für gut, Die ohne Todes-Angst den Feinden Abbruch thut. Da fasset Jupiter sein Weib bey ihren Füssen Und hänckt sie in die Lufft, deß Zornes Lust zu büssen. Da steht der weise Mann Ulysses, seufftzt und klagt, Er werde gar zu weit vom Vatter weg gejagt Und wolte gerne heim. Da ligt der Kern der Helden Ihr starcker Hercules, und fluchet, wie sie melden, Auff seiner Frauen List und das vergiffte Kleid Durch das er sterben muß, weynt, seufftzet, heult unnd schreyt. O weg mit solcher Gunst, weg, weg, mit solchen Sachen, So die Gemüther nur verzagt und weibisch machen, Die leichtlich, wie man wil, durch der Gedichte Schein Und eusserlichen Glantz zu überreden seyn. Ich lasse dieses mal die Zuckerworte bleiben, Wil auf mein Teutsches hier von teutscher Tugend schreiben, Von Mannheit, welche steht; wil machen offenbar Wie keiner unter uns in Nöthen und Gefahr, Die jetzt für Augen schwebt, so gäntzlich sey verlassen, Daß er nicht widerumb ein Hertze solle fassen, Es ist noch Trost genug auff dieser weiten Welt, Durch welchen sich ein Mann unnd Christ zufrieden stellt. Laßt uns zuvörderst doch erkennen und bedencken, Wie diß, darumb wir uns so grämen, martern, kräncken, Nicht anders gehen muß; daß Gottes weiser Rath, Der nicht zurücke weicht, es so geordnet hat. Der Gott von Ewigkeit sitzt auff deß Himmels Vesten, Streckt seine starcke Hand von Osten biß in Westen; Von seiner Weißheit Macht, die nimmer Unrecht wil, Hat diese gantze Welt ihr Wesen, Lauff und Ziel. Diß müssen wir gestehn: Kein Volck ist so verblendet, Kein Land so gar von Zucht und Erbarkeit gewendet, So wild' und ungezähmt, das nicht erkennen kan, Es sey was über uns, dem alles unterthan. Sie müssen der Natur sich ja gefangen geben, Wo daß sie Unterricht und Lehren widerstreben. Wohin sie immer sehn, hoch, nidrig, nah' und weit, Da ist ein Ueberweiß und Bild der Göttlichkeit. Schaut jemand über sich, da geht der Sonnen Wagen, Kömpt weiter nicht herab, den Monden zu verjagen Von seiner kalten Bahn; hier steht der weisse Bär, Helt seinen Platz vor sich, fällt nimmer in das Meer. Der schöne Lucifer verkündigt uns den Morgen, Und Hesperus zeigt an die Linderug der Sorgen, Die Nacht sey bey der Hand, die andern Sternen auch, Die Augen in der Lufft, behalten den Gebrauch Nach dem sie biß jetzund von Anfang her gelauffen, Gehn allzeit ihren Weg und kommen nicht zu Hauffen Und werden nicht vermengt. Ihr Sitz wird nie verwand, Man spürt an ihnen nichts, als Ordnung und Bestand. Nun, wann wir weiter auch bey uns betrachten werden Der Elementen Art, Lufft, Feuer, Wasser, Erden, Wie naß und trucken sich, wie kalt und warm begehn, Da wird man der Natur Verbündnüß wol verstehn. Auff daß wir auß der Lufft nun auch herunter steigen, Wer kan den schönen Lauff der Dinge doch verschweigen? Was auß der Erden wächst, lebt durch der Wurtzel Safft, Ein jedes hat sein Thun, ein jedes seine Krafft. Schau auch den Thieren zu, wie allesampt sich paaren, Wie alle sind bedeckt mit Schuppen, Federn, Haaren; Diß hat ein starckes Horn, diß einen scharffen Zahn, Diß Klauen; jedes was, mit dem es fechten kan. Diß kreucht, diß fleucht, diß schwimmt, diß geht auff seinen Füssen; Ein jedes kan der Speis' als wie es sol, geniessen. Wer dieses ohngefähr so zu zu gehen spricht, Der lebet ohngefähr, hat seine Sinnen nicht. Wann daß wir aber dann auch auff uns selber kommen, Da können wir nicht fort, da müssen wir verstummen; Deß Menschen schöner Leib, sein himmlischer Verstand Der zeigt auff Gottes Macht, wie gleichsam mit der Hand. Diß ist das grosse Buch der armen blinden Heyden; Wir Christen haben mehr; wir können uns bescheyden Von Adams Zeiten her, wir wissen auß der Schrifft, Was Gott, so viel ein Mensch zwar wissen sol, betrifft. Was wollen wir dann nun uns wider ihn erheben, Und seiner weisen Macht Befehl und Ordnung geben? Was kümmern wir uns dann? Was klagen wir dann viel, Weil Gott, das höchste Gut, es also haben wil? Was heisset trotzig seyn und mit dem Himmel streiten, Wie Mimas und sein Volck gethan vor alten Zeiten, Wann dieses nicht so heißt? Es hilfft doch kein Verdruß, Am besten, gerne thun, dann wer nicht wil, der muß. Gott wil, sich außgesetzt, nichts lassen immer währen: Es sol ein Wechsel seyn, es sol sich alles kehren; Was war, was ist, was wird, hat seinen rechten Lauff, Wann eines niderfällt, so geht ein anders auff. Wie Fäulichkeit das Holtz, Rost Eisen pflegt zu fressen, So ist sein Zweck, Maß, Tag und Stunde zugemessen Dem alles, was hier ist. Ein jedes Ort und Land, Ein jedes Königreich hat seinen Stillestand. Die Ursach ist auch zwar in eusserlichen Wercken: Wann Untreu wird erregt, wann sich die Laster stercken, Wann weiser Rath gebricht, wann frembdes Volck einschleicht, Wan Obrigkeit von Art der alten Rechte weicht, Und was noch weiter ist; doch eygentlich zu schreiben, Der erste Quell ist Gott, der thut diß alles treiben, Der stellet alles an, der hat ein jedes Haar Der Menschen abgezehlt, geschweige Zeit und Jahr. Er dancket Fürsten ab, setzt ander an die Stelle: Da hilfft nun nichts darfür, wie sehr man widerbelle, Wie seltzam man auch thu, wie offt man sage: Nein, Es ist der alte Lauff und wird auch noch so seyn. Deß Himmels schöner Bau muß wie ein Kleyd veralten, Kan seine Zierlichkeit nicht immerzu behalten, Das Firmament gibt nach und unsrer Erden Kreiß Nimpt ab je mehr und mehr, wird wie ein alter Greiß. Hoch, nidrig, klein und groß wird alles fortgerissen, Kein Regiment, kein Stand vermag sich außzuschliessen, Wie prächtig er auch ist, wie häfftig er sich wehrt: Die Stätte fallen umb, kein Stein bleibt unverhert. Wo ist der Perser Krafft, wo ist die Macht der Griechen, Wo ist doch ihr Athen, wo Sparta hin gewichen, Wo manches edles Reich und altes Regiment? Ach Gott, sie werden kaum in Büchern noch genennt. Wo sind die Wunderwerck' in solcher Pracht gebauet, Daß einem, welcher sie betrachtet, gleichsam grauet? Stehn alle Pfeiler noch? Wo ist die schöne Grufft, So Artemisia erhöhet in die Lufft? Hat der Dianen Kirch' auch ewig mögen tauren? Wo ist doch Babylon mit ihren dicken Mauren? Wo ist das grosse Bild der Sonnen zu Rhodis, Das seinen Daumen auch gar kaum umbklafftern ließ? Wo ist der Jupiter, den Phidias gegossen? Hat Cyrus noch sein Hauß? Sie sind wie Schnee verflossen, Auff den zu Frühlingszeit die heisse Sonne fällt. Sie wusten nicht wohin, sie brachten Gold und Gelt Tieff auß der Erden her und schmierten es mit Menge Auch widerumb darauff; diß Wesen war zu enge, Sie hinderten der Lufft fast ihren Tageschein, Der Himmel schiene selbst für sie zu nidrig seyn. Jetzt ist die hohe Pracht, so die Natur verworren Und ihre Zier beschämt, der Erden gleich geschorren. Wo dieser Hoffart vor kein Mensch noch Thier genaß, Da weydet man nun Vieh, da wächset Laub und Graß. Wo ist das schöne Rom, dem nichts auff Erden gleiche, Nichts nächst gefunden ward, die Göttin aller Reiche, Der Außgang der Natur, das Haupt der gantzen Welt? Ihr Aaß ist noch zu sehn, sie selber ist gefällt. Wo ist ihr grosser Stoltz, wo sind die Wassergänge? Wo sind die Gassen doch, so unerhörter Länge? Das Capitolium, die Tempel allzumal, Vier hundert, wie man sagt, unnd mehr noch an der Zahl? Wo Fabius vorhin, wo Scipio gegangen, Wo Julius den Raub der Völcker auffgehangen, Wo Cicero der Faust mit Worten widerstrebt, Wo Maro, wo sein Fürst Octavius gelebt, Wo mancher theurer Held, wo so viel hohe Seelen Erzogen und geborn, da sind jetzt alte Hölen, Da ist jetzt Mord und Raub. Ihr königlicher Rath Und sie darzu ist hin, die überreiche Statt; Ihr Wesen hat mit ihr nur müssen gantz verschwinden, Die Laster nehm' ich auß, die sind noch da zu finden, So viel man ihrer wil, dann auch die alte Schaar, Wird noch auff diesen Tag vermehret Jahr auff Jahr. Nichts ist so überhoch, da nicht das Glück hin reiche Mit seiner langen Hand, das Schwerd macht offters gleiche, Die schon nicht gleiche sind: Das gantze Vatterland Steht mehrmals besser nicht, als in gewehrter Hand. Der Krieg ist Gottes Zeug, mit welchem er zertrette, Was nicht mehr stehen sol; die allerbesten Stätte Sind wie ein grosser Baum, der wächset lange Zeit Und wird auff einen Tag hernachmals abgemeyt. So muste Tyrus auch gantz eingeäschert werden, So ward Jerusalem geleget auff die Erden, Die Gott sonst liebe Statt, sein außerwehltes Hauß; So ist kein Platz so gut, er hat noch endlich auß. Was wollen wir uns dann von dessentwegen grämen, So andern widerfährt, und der Natur uns schämen? Die Welt kan nicht bestehn, die Länder nicht in ihr, In Ländern keine Statt, in keinen Stätten wir. Das Feld wird durch das Jahr begabt mit reichem Segen, Auch widerumb verdeckt durch Kälte, Frost und Regen; Der Himmel giebet uns deß schönen Tages Pracht, Er bringt hergegen auch die schwartze trübe Nacht. Zu Zeiten ligt die See gantz stille, glatt und eben, Zu Zeiten pflegt sie sich mit Wellen zu erheben, Zu stürmen in die Lufft. Wie dann begehren wir, Daß uns das gute Glück ersehe für und für? Diß ist sein altes Thun; es steht auff einem Rade, Was neulich oben war, erfüllt mit Gunst und Gnade, Das ist jetzt unten an, und was vor unten war, Das steht jetzt oben auff, ist ausser der Gefahr. Vermeynestu, du seyst nicht glückhafft dieser Stunden, Weil das, was glücklich war, ist allbereyt verschwunden, So meyne gleichfals nicht, du seyst jetzund in Pein, Weil da, was schmertzlich ist, auch muß fürüber seyn. Deß Winters Sonnenglantz, deß Mondes Stillestehen, Deß Sommers kühler Wind pflegt eylends zu vergehen, Viel eher noch das Glück, als wie ein Weibesbild, Die ihres Fleisches Lust bald hier und da bald stillt, Begehrt den, der sie haßt, und haßt, der sie begehret, Liebt keinen immerfort; so wird es auch verkehret, Schlägt augenblicklich umb. Es ist der Lauff der Welt, Diß fällt und jenes steigt, diß steigt und jenes fällt. Die auff dem Schiffe sind, sie schlaffen oder wachen, Sie gehen oder stehn, sie machen, was sie machen, Führt doch der Wind sie fort; wer hier zu Schiffe geht, Muß folgen der Natur, die nimmer stille steht. Viel besser ist es ja sich beugen, als zerbrechen, Es heischet närrisch thun an Gott sich wollen rechen. Ist auch ein kluger Mensch, der nicht der Psiller lacht, Die, wie man lesen kan, sich an den Sudt gemacht, Dieweil er umb ihr Land und Gegend, härter bliesse, Als ihnen gut und lieb? Sie nehmen Schild und Spiesse Und auff das Ufer zu; da kömpt ein Sturm daher, Bedeckt das tolle Volck durch Sand unnd wüstes Meer. Was ist deß Menschen Macht und seine grossen Thaten? Ein Stäublin; was sein Liecht? ein Traum von einem Schatten. Sein Geist? ein blosser Rauch; sein Leben? Müh und Leid, Er selbst deß Glückes Spiel, ein Raub der schnellen Zeit, Deß Wanckelmuthes Bild, das andre Schleim und Galle, Geboren, daß er hier in Ungewißheit walle, In Zwang und Kummer sey. Das Thier, das edle Thier, Das alle Thiere zwingt, der Erden Lob und Zier, Kömpt bloß und arm hieher: sein erstes Thun ist Zagen, Ist grosse Dürfftigkeit, ist Weynen, Noth und Klagen. Die andern Thiere zwar kennt jedes seine Krafft, Und weiß auch von Natur von seiner Eygenschafft; Der Mensch allein, ihr Haupt und Herr so vieler Sachen, Muß alles, was er thut von andern lernen machen, Und daß er ißt und trinckt, redt, sitzt, steht, geht und ligt, Kömpt nur durch Untericht; schläfft auch nicht ungewiegt; Kan nichts nicht von sich selbst, das Weynen außgenommen; Wird, alsobald er nur auß Mutterleibe kommen, Gefangen und gepreßt, geknüpfft an Hand und Fuß: Sein Anfang der ist Qual, und Qual ist sein Beschluß. Wie thöricht handeln dann, die ihnen lassen grauen Für dem, was menschlich ist, die nicht zurücke schauen, Was sie doch selber sind, und leben Furchte voll Für dem, was keiner nicht vermeyden kan noch soll. Wer seine Zuversicht dem Wesen hat ergeben, Das nur den Leib betrifft, der kan nicht ruhig leben, Der muß in Aengsten stehn. Kein Glück ist also frey, In dem nicht etwas noch von Angst und Kummer sey: Man findet allzeit was, das man nicht haben wolte, Und allzeit mangelt was, das nicht gebrechen solte. Was ist das schnöde Gelt, was bringt es vor Gewinn? Raubts nicht, wer stärcker ist dem Schwachen allzeit hin? Vermag es mir den Durst und Hunger auch zu stillen? Vermag es mich vor Frost und Kälte zu verhüllen? Ja, sagstu, gib nur Gelt, so wird auch wol gethan, Daß Hunger, Durst und Frost vertrieben werden kan. Wol gut, ich kan so Rath für meine Notturfft finden, Sie aber selbst vermag ich nicht zu überwinden; Sie fordert allzeit was, ihr Glück ist nimmer gar, Ihr Geitz hört nimmer auff, jetzt mangelt hier, jetzt dar. Gib einem so viel Land, als hundert Ochsen pflügen, So viel ein Habicht ihm getraut zu überfliegen Auff einen Sommertag, gib einem so viel Gelt, Als Spanien bißher bringt auß der neuen Welt, Doch wirstu ihm die Lust zu mehren nicht erwehren; Je mehr er haben wird, je mehr er wird begehren. Ist schon das Armuth weg, so bleibt doch die Begier: Bin sonst ich auch betrübt, kein Reichthumb hilfft darfür. Laß einen krancken Mann in Seid' und Sammet liegen, Häng' allen Schmuck umb ihn, daß sich die Stollen biegen, Er bleibt doch siech unnd schwach; so einen krancken Muth, Ein Hertze voller Pein, macht Gold und Gelt nicht gut. So ist es gleichfals auch beschaffen mit den Ehren. Kan auch ein hohes Ampt mir meine Tugend mehren? Wird meiner Laster Zahl durch Würden zugedeckt? Macht Hochheit einen fromm? Wird Cato auch erschreckt Umb daß Vatinius, der Abschaum aller Thoren, Ins Bürgermeister-Ampt für ihm wird außerkohren, Und sitzet oben an? Der Glantz der Herrlichkeit Ist nur ein blosser Glantz und ein Betrug der Zeit: Er wird viel leichter noch gefunden, als behalten, Wann er gefunden ist; die Gunst kan bald erkalten, Von der er hergerührt. Wer darauff Hoffnung setzt, Vergleicht sich dem, der Glaß für gantz beständig schätzt. Nun, grosser Herren Macht, wie bald wird die verkürtzet? Sie werden offtermals gantz plötzlich abgestürtzet Von ihrer Majestät; wie hoch ihr Sitz auch sey, So ist er dennoch nicht von Angst und Sorgen frey. Wie nichtig ist doch auch den Adels-Namen führen? Ist dieses nicht sich nur mit frembden Federn zieren? Wann Adel einig heist von Eltern edel seyn, So butzet mich herauß ein angeerbter Schein, Und ich bin, der ich bin. Kan gleich von vielen Zeiten Dein Stamm bewiesen seyn und dir zu beyden Seiten Kein Wappen an der Zahl, kein blancker Helm gebricht, Du aber bist ein Stock, so hilfft die Abkunfft nicht. Was sol ich ferner nun auch von der Wollust sagen? Ist nicht ihr Anbeginn voll Fürchte, Leyd und Zagen, Ihr Ende voller Reu? Was kömpt nicht vor Beschwer Vor Siechheit, Qual unnd Pein, von ihrer Uebung her? Bringt sie auch grosse Lust, wie wir zu meynen pflegen, So sind die Thiere weit den Menschen überlegen, Die bloß auff Geylichkeit und Leibeswartung gehn Und allesampt sich sonst auff anders nichts verstehn. So ist ja also klar, daß nichts von diesen Dingen, Mir rechte Sicherheit und Ruh vermag zu bringen; Sie haben nicht Bestand, sind über unser Recht, Und welcher sie beherrscht, der ist deß Glückes Knecht. Kein Kluger liebt ein Mensch von ihrer Kleydung wegen, Die sonsten greulich ist; wiltu zur Wage legen Deß Wesens Nichtigkeit, darumb man hier so kriegt, So wirstu sehn, daß nichts als Koth darhinter ligt. Diß, was wir unser Gut mit seinem Namen nennen, Ist kein Gut eygentlich, wie sehr wir nach ihm rennen, Wie sehr wir nach ihm thun. Wer sein am meisten hat, Der hat am meisten auch zu sorgen früh und spat. Je mehr man Holtz zulegt, je mehr die Glut sich breitet, Je mehr das Glücke sich mit seinen Gaben spreitet, Je mehr wird nachmals dann durch Unglück umbgekehrt; Wo viel verhanden ist, da wird auch viel verzehrt. Wil aber jemand Gut, das immer währet, finden, Das weder durch Gewalt noch Waffen sol verschwinden, Der binde nur sein Schiff der Tugend Ancker an, Die nicht zu Boden sinckt, die nicht vergehen kan. Sie thut es nur allein, sie, sie die schöne Tugend, Deß Alters Auffenthalt, die Nährerin der Jugend, Der Reichen bester Schatz, deß Adels Zier und Pracht, Ja, die das Armuth reich, den Pöfel edel macht. Laß kommen, wer da wil, laß schnarchen, brausen, toben, Laß wüten alle Welt, sie schwimmet allzeit oben, Sie wird nicht unterdruckt. Kein Feind ist so versucht, Der nicht durch ihre Krafft gebracht wird in die Flucht. Führt neue Felsen auff, macht meilendicke Wälle, Umbringt euch mit der See, grabt ein biß in die Hölle, Kein Bollwerck ist so gut, kein Thurn so hoch gebaut, Kein Graben so geführt, für dem der Tugend graut. Laß einen Edelstein mit Koth und Mist umbschmieren, Er wird doch seinen Glantz unnd Kräfften nicht verlieren; Stoß einen edlen Sinn in Kummer und Gefahr, Thu mit ihm, was du wilt, er bleibt doch, wie er war. Treib einen weisen Mann von allen seinen Sachen, Heiß ihn in's Elend ziehn, er wird dich nur verlachen. Schleuß Ketten umb ihn her, verbirg ihn in ein Schloß, Da niemand zu ihm kan, sein Geist geht allzeit loß. Ein Felß in tieffer See, ob schon die starcken Wellen Mit Stürmen und Geräusch' ihm sich entgegen stellen, Helt unbeweget auß, wie sehr das Wasser springt, Wie sehr die scharffe Lufft von Norden pfeifft unnd klingt; So wird ein hoher Muth auch nimmermehr gezwungen, Durch keine Dürfftigkeit, durch keine Noth vertrungen. Solt' alles, was hier ist, zu Grund und Boden gehn, So bleibt er immerzu auff freyem Fusse stehn. Kein Harnisch, kein Gewehr, kein Spieß, kein scharffer Degen Kan einen Weibersinn zu Dapfferkeit bewegen; Vergeuß ihn gantz in Stahl, so wird er doch gejagt; Ein freyer Sinn ist bloß und nackend unverzagt. Ein grosser starcker Wurm reißt an der Spinnen Weben Baum, Garn und Stangen durch, die Fliege muß nur kleben, Bezahlet mit der Haut. Stößt Unglück an die Thür, So bleibt ein faiges Hertz; ein Mann steht für unnd für. Die Freyheit wil gedruckt, gepreßt, bestritten werden, Wil werden auffgeweckt (wie auch die Schoß der Erden Nicht ungepflüget trägt) sie fordert Widerstand, Ihr Schutz, ihr Leben ist der Degen in der Hand. Sie trinckt nicht Muttermilch, Blut, Blut muß sie ernehren, Nicht Heulen, nicht Geschrey, nicht weiche Kinder-Zähren, Die Faust gehört darzu; Gott steht demselben bey, Der erstlich ihn ersucht, und wehrt sich dann auch frey. Ist Friede durch das Land, ist niemand zu bestehen, So streicht man müssig hin, auß vielem Müssiggehen Kömpt sichers Leben her, und endlich mit der Zeit, Auff gar zu sicher seyn, erfolget Dienstbarkeit. Die Tugend lieget nicht in einem zarten Bette, Das harte Feldgeschrey, die Paucken, die Trompette, Deß Feindes Angesicht, der Grimm, das rothe Blut, Diß ist ihr rechter Sporn, von dannen nimpt sie Muth Wann diese Wächter uns sind auß den Augen kommen, Da wird uns auch der Sinn zur Munterkeit genommen; Wird einmal dann das Hertz umbringet von der Nacht, Gewiß, es ist so bald nicht wider auffgewacht. Nun, unser weiser Mann gewohnet nicht zu wancken, Gewohnet durchzugehn mit feurigen Gedancken, Zu stehn als eine Wand, der wird von nichts versehrt, Sein Reichthumb blühet stäts, bleibt gantz und unzerstört. Er läßt den Feind das Gelt und sonsten zeitlichs Wesen, Gleich wie Caligula die Muscheln, zu sich lesen, Das beste bleibet ihm; er weiß wol, Gold und Gelt Sey nichts, als theurer Koth und Tockenspiel der Welt. Er stehet hoch empor, weit von deß Pöfels Hauffen, Sieht diesen hier, den da, und jenen sonsten lauffen, Verlacht die Eytelkeit, verhöhnet Schmach und Spott, Schaut seinem Glücke zu, erschrickt vor keiner Noth. Er weiß, daß im Gemüth, in Sinnen und Verstande Der rechte Mensch besteh', und daß nur einem Bande Der Leib zu gleichen sey, das uns zusammen helt Biß unser Stündlein kömpt unnd reißt uns von der Welt. Und darumb schätzt er auch deß armen Leibes Güter Vor keine Güter nicht; was angeht die Gemüther, Was den Verstand betrifft, das heisset er allein Nach seinem rechten Werth arg oder köstlich seyn. Drumb läßt er williglich deß Glückes Sachen fliehen, Wann der sich wider holt, der ihm sie nur geliehen, Der gantz gerechte Gott, der, wie es ihm beliebt, Dem etwas, jenem nichts, dem viel, dem wenig gibt. Drumb saget er auch nicht, daß Krieg, Verfolgung, Leyden, Flucht, Kranckheit, Geltverlust, und was man nicht kan meyden, Zum höchsten böse sey; er weiß, woher es kömpt, Und daß es muß so gehn, nachdem es ist bestimpt. So tritt er frölich hin, begehrt nicht abzuweisen, Was auff ihn tringen wil, bringt wider Stahl und Eisen Den Muth, der eisern ist, lernt warten auff sein Ziel, Nicht wündschen, daß es ihm gelinge, wie er wil. Seht, was Ulysses thut, sein Schiff wird durch die Winde, Und Wellen angerannt, gestossen auff die Gründe, Geführet in die Lufft, geworffen hin und her, Es legt sich wider ihn der Himmel und das Meer. Was richten sie doch auß? Die andern frembden Waaren, Gefährten, Ruder, Raub, Gold, Silber, läßt er fahren, Zeucht auch die Kleyder auß und wirfft sie willig hin; Diß, was seyn eygen ist, kan niemand ihm entziehn. Wie wol die Stimme klingt der listigen Sirenen, Vermag sie doch für ihm so lieblich nicht zu thönen, Er sägelt noch darvon. Was Circe thut und macht, So wird er dennoch nicht auß seiner Art gebracht. Der Cyclops wil ihm zu, der grosse Menschenfresser, Die Zähne wässern ihm; Ulysses weiß es besser; Wo sonst kein Waffen hilfft, da zwingt er durch den Wein Und stößt der Bestien das Stirnenfenster ein. Sein unverzagter Geist, sein Geist erzeugt zu Kriegen, Zu Ehren angewehnt, der kan nichts, als nur siegen, Als immer oben seyn. Er schöpfft kein Wasser nicht, Er bleibet, wer er ist, wann Mast und Boden bricht. Du kanst, Fortune, ja den werthen Helden zwingen Hin in die tieffe See biß an den Halß zu springen; Du kanst ja wider ihn vermischen Lufft und Flut, Kanst fordern, wilstu so, sein Leben, Gut und Blut. Daß aber er für dir die Knie auch solle beugen, Viel weynen, kläglich thun, sich wie ein Weib erzeigen, Sein Leben, seine Zeit verdammen für und für, Sein Hertze lassen gehn, das stehet nicht bey dir. Er weiß wol, daß das Meer, auff das er sich gewaget, Der strenge kalte Nord, durch den er wird gejaget, Die Klippen und der Sturm in Gottes Händen stehn, Drumb läßt er ihm auch es nach Gottes Willen gehn. O, sagt er, schwimme fort, was nicht wil bey mir halten, Mein Hertze, mein Bestand sol doch mit mir veralten; Mein unerschöpffter Muth, mein guter treuer Rath, Der nicht ein kleines Theil gethan vor Troja hat, Der bleibt so lang', als ich. Laß alles von mir lauffen, Bunt über Ecke gehn, Freund, Gut, Knecht, Schiff ersauffen; Es muß seyn außgelegt, diß ist der Reyse Zoll, Umb mich und meinen Sinn steht alles recht und wol. Das Unglück hat mir ja von aussen was genommen, Zum Hertzen aber ist es mir so wenig kommen, So wenig, als das Meer, das leichter diese Welt, Als mein Gemüthe mir wird haben umbgefällt. So bricht der grosse Mann, der Held zur Pracht geboren, Zur Tugend rechter Pracht, vom Himmel außerkoren, So bricht er endlich durch, behelt die Oberhand, Sieht, was uns allen lieb, sein liebes Vatterland. So thut ein Kecker seyn; er kan nicht unten ligen, Er hat sich nicht gewehnt zu schmügen und zu biegen, Er läßt gar willig gehn, was ihm nicht zugehört, Und was sein Eygen ist, das bleibet unversehrt. Deß Donners harte Krafft, wie die Gelehrten sagen, Pflegt in den Lorbeerbaum gar nimmer einzuschlagen; So ist auch für der Macht deß Glückes jederzeit Der Tugend grünes Laub versichert und befreyt. Sie läßt sich sonderlich durch Creutz und Unglück sehen, Wann alles knackt und bricht, wann alle Winde wehen, Wann Sturm und Wetter kömpt, da tritt sie dann herein, Macht schauen jedermann auff sie und ihren Schein. Die Sternen pflegen sich bey Tage nicht zu rühren, Bey Nachte sieht man sie den gantzen Himmel zieren; So ist die Tugend auch, wann sie zu schaffen kriegt, Die sonst zu guter Zeit wie gleich vergraben liegt. Sie helt deß Glückes Zorn für lauter Schimpff unnd Schertzen, Sie wird durch keine Qual, durch keine Leibes-Schmertzen Auß ihrer Burg verjagt; sie gibt sich nimmer bloß, Kein Streit noch Widerpart ist ihrer Macht zu groß. Wie solte sie auch nicht Gedult in Leyden haben? Wir wissen ja gar wol von den Spartaner Knaben, Wie sehr man ihnen hat mit Schlägen zugesetzt, Noch gleichwol haben sie kein Auge nicht genetzt. Die Frauen pflegten auch in Indien vorzeiten, Nach dem ihr Mann verschied, selbst unter sich zu streiten. Die vor die Liebste dann von allen ward erkant, Sprang zu ihm in die Glut, und ward mit ihm verbrant. Wie sol doch manches Weib in ihren Kindesnöthen So übermännlich seyn, und auch gar kaum erröthen In ihrem Angesicht', ob schon die Last sie tringt, Da ihr Geschichte doch Verzagtseyn mit sich bringt; Was, siehet man auch nicht die wilden Thiere leyden? Wie lauffen sie herumb in allen dicken Heyden, Durch Hecken, Püsch und Berg? Was Hunger stehn sie auß? Wie schlägt Reiff, Eiß und Schnee zu Winter in ihr Hauß? Was dulden sie doch nicht von wegen ihrer Jungen? Wie werden sie von uns nicht ohne Blut bezwungen. Diß helt die Stirne für, das schärffet seinen Zahn, Das spitzt sein starckes Horn, das spricht die Klaunen an, Was schwach und furchtsam ist, behilfft sich mit dem Lauffen; Die Löwen halten Fuß. So ist es mit dem Hauffen Der Menschen auch bewandt; wer scheu ist, sucht den Steg, Auff den der Feind nicht kan, unnd wirfft den Schild hinweg. Gleich wie der Wind die Spreu biß in die Lüfften führet, Und streut sie hin und her, den Weitzen nicht berühret, So nimpt ein faiger Mensch gar leichtlich das Panier Das auch ein Hase sucht; ein Held steht nach Gebühr, Thut nichts das schändlich ist unnd das sich nicht geziemet, Weicht von der Tugend nicht. Ist Cato gleich berühmet, So fällt er endlich doch in Ungerechtigkeit, Umb daß er auß der Welt sich reisset vor der Zeit. Es ist wol Lobens werth, daß er den greissen Haaren, Den Augen, die für nichts noch je erschrocken waren Zur Schmach, dem Cesar nicht zu Fusse fallen wil Und überwunden seyn, das Ander' ist zu viel. Er sticht sich erstlich selbst, und als man ihn verbunden, Muß doch das Pflaster fort, er reisset in die Wunden, Wirfft, wie ein toller Hund, die Därmer in die Schoß Und läßt den stoltzen Geist auß seinem Kercker loß. Ein Kriegsmann darff nicht fort, es sey dann zugegeben Durch seinen Capitain; wir sollen auß dem Leben, Es gehe, wie es wil, auch eher nicht entfliehn, Biß uns deß Lebens Herr erlaubt fortzuziehn. Muß Tullius nicht auch mehr, als ihm ansteht, klagen, Nach dem ihn Clodius wil auß der Statt verjagen? Wie weibisch stellt sich doch der sonsten grosse Mann? Er zeucht so seltzam auff, hat alte Kleyder an, Ist bleich, er seufftzet, weynt, fällt allen zu den Füssen, Daß, die er beugen wil, der Kleinmuth lachen müssen. So stürtzt den dapffern Sinn nur einig die Gefahr, Der vor so unverzagt in frembden Fällen war. Was sol, du wahres Bild der wolberedten Zungen, Was sol doch dieses seyn, wo wirstu weg getrungen? Von meinem Rom; von Rom? Ist Rom die gantze Welt, Ist nicht noch hier und dar genugsam Land und Feld? Was spricht dein Socrates, nach dem er sol bekennen, Von welcher Gegend er sich pflege her zu nennen? Ich? sagt er, von der Welt. Ein witziger Verstand Halt alles, was hier ist vor unser Vatterland, Ist nirgend frembder Gast, ist überall daheime: Kein Platz ist weit und breit, dahin er sich nicht reime. So fahren sicherlich jetzt hin, jetzt wider her, Die Vögel durch die Lufft, die Fische durch das Meer. Ist Aussen-seyn so viel? Was thun wir, die wir reysen? Wir pflegen uns gewiß gutwillig zu verweisen. Ist nicht der schöne Bau der Erden das Gemach Und stoltze Hauß für uns, der Himmel unser Dach, Das grüne Feld ein Saal, mit Bäumen schön umbringet? Ist nicht die volle See, die reichlich Speise bringet, Die Brunnen klaren Tranck? Ist Mittag, Mitternacht, Ist Auffgang, Nidergang nicht weit genug gemacht? Ein enger Sinn läßt sich an einen Winckel binden Und meynt, es sey kein Ort mehr in der Welt zu finden, Da auch gut wohnen ist. Daselbst ist Noth und Pein, Wo Tugend, wo Gedult, wo Langmut nicht kan seyn. Der Freunde wegen auch sich kräncken und betrüben, Daß die genommen sind, das heisset also lieben, Wie einer, den ein Weib erquicket und ergetzt, Der alle seine Lust auff die Berührung setzt. Der liebet seinen Freund, der, wann er schon muß scheyden, Ihn gleichwol bey sich hat und durch Gefahr und Leyden In seinem Hertzen trägt, sich da mit ihm bespricht; Den nimmt kein Abschied weg, der Tod auch selber nicht. Kömpt nun das Unglück her und heißt uns Urlaub nehmen, Wir wollen gerne gehn und uns mit nichten grämen, Es zeucht doch diesen fort, der lange widerstrebt. Wer ist ein Pilgram hier? Ein jeder, so da lebt. Hinauff und über uns sol unser Sinn sich richten, Sol lernen Haß und Neid und allen Fall versuchten, Sol immer eines seyn, nicht zittern und nicht flehn, Wie kleine Kinder thun, wann daß sie Larven sehn. Es sind auch anders nichts, als Larven alle Sachen, Umb welcher willen wir uns Leyd und Kummer machen; Deß leichten Glückes Gunst ist wie deß Meeres Schaum, Der brauset und zergeht, ist wie ein süsser Traum, Der, ehe man erwacht, entwischet auß den Sinnen. Laß etwas unser seyn, das wir behalten können, Das nicht verloren wird, das immer eygen bleibt, Das keine Feuersbrunst, kein Schiffbruch von uns treibt. Der Feind hat dir dein Schloß, dein Hauß hinweg gerissen: Fleuch in der Mannheit Burg, die wird er nicht beschiessen. Er hat den Tempel dir verwüstet auß und auß: Gott schleust sich nirgend ein, sey du sein reines Hauß. Er hat dich von der Lust der Bücher weggetrieben: Schau, ob du in das Buch deß Lebens bist geschrieben. Er hat den Acker dir verheeret weit und breit: Der Acker deß Gemühts trägt auch bey Winterzeit. Er hat die Tochter dir durch Noth und Zwang geschändet: Gut, daß er diß nur nicht mit ihrer Gunst vollendet. Er hat dein Weib erwürgt: Viel wündschen ihnen das, Er hat dein Kind entleibt: Der Mensch ist Heu und Graß. Er hat das Vieh hinweg: Das Brod ist doch verblieben, Er hat das Brod auch fort: Der Tod wird keinen Dieben. Er hat dein Gelt geraubt: Behalt du nur den Muth, Er hat dich selbst verwund: Die Tugend gibt kein Blut; Man mag sie, wie man wil, verfolgen, neyden, hassen, Sie helt ihr grosses Wort: sich nicht bewegen lassen, Ist einer Eichen gleich: je öffter man sie schlägt, Je mehr man sie behaut, je mehr sie Aeste trägt. Sie ist wol außgeübt, sich hoch empor zu schwingen, Mit Flügeln der Vernunfft, von diesen schwachen Dingen, Dient Gott, ehrt ihn allein, thut nur, was ihm behagt, Ist über alle Macht, wird keines Menschen Magd. Sie steht und wird auch stehn. Im Hertzen ligt verborgen, Was nicht genommen wird, was frey ist aller Sorgen; Diß, was hieraussen ist, was niemand halten kan, Mag fliehen, wann es wil, es geht uns gar nicht an. Ende deß andern Buchs.