Die Sklavin in Asien Schwestern, weint mit mir! Ich weine über meine Ketten nicht. Sollt' es mich denn gleich zerdrücken, dieses eiserne Gewicht, Das so lange hat getragen unser edles Vaterland, Und es konnt' ihm doch nicht lähmen seine alte Heldenhand? Schwestern, weint mit mir! Ich weine nicht um unsrer Arbeit Schweiß. Keiner soll des Polsters pflegen, der den Leib zu rühren weiß, Wenn das Vaterland in Nöthen laut nach seinen Kindern schreit – Wer nicht wehren kann und stürmen, sei zu leiden doch bereit. Schwestern, weint mit mir! Ich weine nicht um meiner Brüder Tod. Ihre sel'gen Geister schweben oft um mich im Abendroth, Wehn mit ihren Siegeskränzen kühlen Trost von fern mir zu – Sollt' ich denn durch eitle Thränen stören ihre Grabesruh'? Schwestern, weint mit mir! Ich weine auch um meinen Liebling nicht. Lebt er, o so weiß ich, daß er, als ein Held – für mich auch ficht; Sank er, will ich Lorbeerbäume pflanzen über sein Gebein, Und die Stätte wird ein Tempel für die freie Hellas sein. Schwestern, weint mit mir! Ich weine, weine, daß ich bin kein Mann – Daß ich nicht ein Roß besteigen, keine Lanze schwingen kann, Daß ich nicht kann Eisen sprengen, schwimmen durch die wilde Fluth – Drüben in dem freien Lande frei verspritzen freies Blut!