Im Dämmerschein Verronnen ist der schwüle Tag, verrauscht ist Sturm und Wetterschlag, und durch die regenfeuchte Luft weht träumerischer Lindenduft; – es spinnt die Welt ein Zauber ein: Ich harre dein! Ich harre dein seit langer Zeit; gewintert hat es und gemait, – für jede Rose, die erblich, entfaltet eine andre sich; aus jeder Nacht bricht Frührotsschein: ich harre dein! Ich harre dein am alten Platz, – und weißt du's noch, herzlieber Schatz, weißt noch, wie du vor Jahresfrist allabendlich gekommen bist? Allabendlich im Dämmerschein ich harrte dein! Nun dünkt's mich fast ein süßer Traum; vorm Haus der alte Lindenbaum, die alte Sehnsucht in der Brust nach Märchenzauber, Liebeslust – und rings die Welt im Dämmerschein und ich allein! – Und unten tief im Böhmerland ein Städtchen liegt an Bergesrand; der letzte feuchte Abendstrahl küßt Meeresstrand und Felsental – es spinnt auch dich der Zauber ein: Gedenkst du mein?