Spinnlein Maiblumen pflückt ich mir einen Strauß und brachte ihn abends mit nach Haus und stellte ihn in ein Wasserglas auf den Schreibtisch neben mein Tintenfaß – und schlief und träumte von Blumenblühn, von Wogenrauschen und Waldesgrün, und als die Sonne ins Zimmer sah, welch lieblich Wunder beschien sie da: ein Spinnlein, das ich vergangene Nacht, im Strauß verborgen, mit heimgebracht, war seiner duftigen Haft entronnen und hatte ein schimmerndes Netz gesponnen; das schwankte nun zwischen dem Blumenglas und dem Liederbuch über dem Tintenfaß. Da lacht ich: du willst eine Dichterin sein – und die Spinnen spinnen dein Tintfaß ein? So laß es gelten als freundliches Bild: das Lied, das dir frisch aus der Seele quillt, schreib es nicht nieder mit Stift und Stahl, – gib es dem leuchtenden Sonnenstrahl und sing es hinaus in die blühende Welt . . . Nachsingen mag es, wem es gefällt!