Das Weib des Streikredners »O bleib – nein geh! Es darf nicht sein!« – sie drängt ihn selbst in Kampf und Krieg, – »Die Werkgenossen harren dein, auf deinen Lippen liegt der Sieg!« Er seufzt und streift mit scheuem Blick die Lagerstatt an kahler Wand, darin sein Kind am Fieber litt – ein letzter Kuß, ein ferner Schritt . . . der Frühlingssturm braust über Land. Und sternlos ist die Märzennacht. Die blasse Mutter sitzt und sinnt, mit tränenleerem Blick bewacht sie das geliebte letzte Kind. Ein Röcheln aus des Knaben Brust, ein Atemholen bang und schwer – und heut im Haus kein Bissen Brot, im Glase keinen Tropfen mehr! Sie weiß: sie ringen um ein Ziel, so sternenlicht, so freudenreich – und vierzig Tage währt das Spiel, und heute fällt der letzte Streich: die Herrn des Goldes beugen sich der stärkeren Macht im heiligen Krieg – und eine Nacht noch, diese Nacht! Und wenn das Morgenrot erwacht, dann kehrt er heim und bringt den Sieg! O käm er bald und brächte mit ein stärkend Labsal für das Kind! Es schleicht die Zeit mit Schneckenschritt, die sonst wie flutend Wasser rinnt. Und doch, die dunkle Stunde kommt; aufstöhnt das Kind in Todespein, die Händchen zucken qualbeschwingt – aus der gelähmten Kehle dringt ein heiser Stammeln: »Mutter – Wein –« Sie fährt empor aus kurzer Rast, sie greift zum letzten Stümpfchen Lichts, sie sucht und sucht in irrer Hast im Schub und Schrank und findet nichts – und wie sie schaudernd rückwärts sieht: der Mund so groß, das Auge leer . . . sie steht und starrt – »Allewige Macht!« und hart und trostlos schweigt die Nacht, und an die Düne rauscht das Meer. »Du gnadenreiche Meeresflut!« – Sie senkt das Haupt in herber Pein, von ihren Lippen perlt das Blut. Die Diele dröhnt, er stürmt herein mit blitzendem Auge, raschem Wort, – da stockt sein Fuß, sein Atem fliegt . . . sie aber hebt die Arme, und mit blassem, lächelndem Duldermund spricht sie das Friedenswort: »Gesiegt!«