Ruh' dich aus! Nun laß dich nieder, flüchtige Taube, du Unruhvolle, halte Rast! In meines Gartens dunklem Laube erscheinst du wie ein seltener Gast. Hier tönen keine Vogellieder, kein Rosenflor erblüht für mich – verstoßne Taube, laß dich nieder, an meinem Busen berg' ich dich! Wohl stand dein Sinn in blaue Ferne, dein Auge trank das goldne Licht, doch bis hinauf ins Reich der Sterne die müde Schwinge trug dich nicht. Es sank dein Heim der Glut zum Raube, irr flatternd flogst du weit hinaus . . . nun laß dich nieder, flüchtige Taube, in meinem Garten ruh dich aus! Verschüchtert Kind, laß ab zu zittern; nicht schreib ich dir ein hart Gesetz, ich berg' dich nicht in goldenen Gittern und spanne deinem Flug kein Netz: ein Dach für dich im lichten Laube, ein Nest für dich im tiefsten Grün . . . an meinem Herzen, flüchtige Taube, soll dir die Heimat neu erblühn!