Kreuzweg der Liebe Ganz leise gehst du nächtens durch mein Zimmer, ich höre deine Schritte nicht. Ich fühle nur deines Atems welke Rosenschwüle und seh von deiner Stirn den fahlen Schimmer sich phosphorleuchtend in die Nacht ergießen, und seh von deiner Stirn wie Blutrubinen die dunkeln Tropfen auf die Diele fließen . . . Wo kamst du her? – ich hatte doch die Tür zur Nacht geschlossen, und kein Fenster klang, und durch die Scheiben schaut, die vorhanglosen, der scheue Mond, – wo kamst Du nur herein mit deinem wehen, wunden, schleppenden Schritt, mit deinem Kranz von abgeblühten Rosen? O komm denn, komm! ich will dich nicht verstoßen! O komm du! meine Sehnsucht schrie nach dir und suchte dich auf unentdeckten Sternen, im Märchenwald, in blauen Inselfernen, ging fehl und irr . . . und heut kommst Du zu mir und weilst bei mir und bist mir selig nah! Und wie ich flehend meine Arme breite, weichst du zurück und siehst mich seltsam an, und deine Augen schaun in eine Weite, die meine Seele nicht ermessen kann, – und schaust mich an und wandelst stumm vorüber und gehst – auch du! – den Weg nach Golgatha.