Nachtgesang Durch die Dämmrung sinkt gelinde nun herab der Abendtau und die leichten Frühlingswinde hauchen durch die Blüten lau; und des Mondes Silberwallen zittert hin auf dunkler Flut Möge dir! mein Lied gefallen, Auserwählteste von allen! die geweckt von Nachtigallen nun auf weichem Lager ruht. Lieblich steiget auf von hellen Perlen süßer Maienduft, aus der Erde Busen schwellen Blumen tausendfach zur Luft; und des Himmels klare Kerzen gießen nieder milden Schein. Aber fern von holden Scherzen, klagen einsam wunde Herzen; bange sind der Liebe Schmerzen, sie durchnagen Mark und Bein. Nacht verbreitet still die Flügel, dämmernd ruhet Feld und Bach; alles schlummert, Tal und Hügel, nur mein Aug' bleibt tränenwach. O du weißt, mit welchen Stricken Liebe mir die Seele band. Willst du mich der Not entrücken, lösen ach! mit sanften Blicken Tod und Leben, Qual, Entzücken! Alles steht in deiner Hand.