Das verlorne Lämmchen Was rauscht dort durch das Gesträuch, Durch Nesseln, durch Brombeer'n und Schleen? Wie ist mir mein Herzel so weich, Mein Lämmchen, kann ich es nicht sehen? Mir trauert mein Mut und mein Sinn – Ach, ach! Mein Lämmchen ist hin. Was plätschert dort unten am Teich? Was bringt da die Distel und Kräuter? Was raschelt im Eichengezweig? Ich kann, ich kann nicht mehr weiter ... Ihr Wiesen, wie seid ihr so grün! Doch ach! mein Lämmchen ist hin. O Lämmchen, wie bin ich so müd, Soll ich dich denn nimmrer finden? Durch Efeu, durch Bremmen, durch Ried, Im Tal, auf Heiden und Gründen Hab' ich gesucht und geschrien: Wo bist du, mein Lämmchen, doch hin? Der Rosenstrauch trauert mit mir, In dem ich aus süßem Lavendel Gebauet ein Nestelein dir Mit Majoran, Thymian, Quendel. Wenn heiß die Sonne dir schien, Dann lagst du, mein Lämmchen, darin. Auch trauert das Farrenkraut, In dem ich mich öfters verstecket; Dann liefst du, dann schrieest du laut, Bis daß du mich endlich entdecket. Dann hüpfte ich fröhlich um dich, Und du sprangst blöckend um mich. Ach, ach! Die Nacht bricht herein, O Lämmchen, daß ich dich nicht habe! Heut muß ich schlafen allein, Allein, ich verlassener Knabe. Weg Balsam, weg, Rosemarin! Mein Lämmchen, mein Lämmchen ist hin.