133. Fositesland. 1. Auf Helgoland war zur Zeit des Heidentums ein Heiligtum und Tempel des Gottes Fosite. Heilige Tiere weideten dabei, die niemand auch nur berühren durfte, und eine Quelle sprudelte hervor, aus der man nur schweigend schöpfte. Jeder, der die Heiligkeit des Ortes gering achtete und irgend etwas da berührte oder gar verletzte, ward mit einem grausamen Tode bestraft. Als der heilige Wilibrord von den Tieren schlachtete, glaubten die Leute, er müsse augenblicklich entweder in Wahnsinn verfallen, oder auch von einem plötzlichen Tode getroffen werden. Der heilige Liudger hat den Tempel zerstört und dafür eine Kirche erbaut. Allein noch viel später glaubten die Seeräuber, wenn einer auch nur die geringste Beute von dem Lande nähme, er immer entweder bald durch Schiffbruch umkomme, oder erschlagen werde; keiner sei noch ungestraft geblieben. Den dort lebenden Einsiedlern brachten sie darum auch immer mit der größten Ehrfurcht den zehnten Teil ihrer Beute dar. Die Quelle mit süßem Wasser blieb allen Schiffern ein heiliger Ort und das Land empfing davon den Namen Hei ligeland, und heißt noch heute gewöhnlich dat hilge Lant. Sie soll die heutige Sappskuhle sein. (Eine Dame, deren Vater früher Prediger auf Helgoland war, erzählte mir, daß neben der alten Predigerwohnung, die jetzt abgebrochen ist, auch ein Brunnen, der Hartbrunnen genannt, gewesen sei. Dahin kam früher oft in der Nacht eine graue schattenhafte Gestalt mit schweren schlürfenden Schritten seufzend und stöhnend über den sogenannten Hingstplatz gegangen und man hörte sie dann etwas Schweres hinunter werfen. Der unglückliche Geist soll später Ruhe gefunden haben.) Die Zeugnisse aus dem 8., 9. und 11. Jahrhundert bei Grimm, Mythologie, 2. Ausg. S. 210. – Mündlich.