Lenin gestorben am 21. Januar 1924 Heult auf, Fabriksirenen! Heult, ihr Schlote! Kanonen, brüllt, bis Luft und Erde gellt im Schmerzorchester! – Hört es nicht der Tote, so hört es Rußland doch, so hört's die Welt! Denn hören soll's die Welt und soll es fühlen, daß eine Hand von ihrer Achse glitt, die es vermochte, Stürme aufzuwühlen, die mit dem Schwert für Pflug und Hammer stritt. Maschinen, schreit's der Menschheit in die Ohren; Hochofenflamme, die zum Himmel loht, seng es mit blutiger Schrift in seine Poren: Welt, halt den Atem an – Lenin ist tot! Oh, faßt es, Menschen! Doch wer könnte fassen, was kaum die bange Ahnung tastend spürt: Der Moses starb den lastgebeugten Massen, der Rußlands Volk durchs rote Meer geführt; der ihm die Wege durch die Wüste bahnte, der frevlem Wahn das Goldne Kalb zerschlug und der die Tafel, die zur Pflicht gemahnte, in Marsch und Kampf ob allen Häuptern trug. Der Moses starb der Armen und Geplagten, der, Freiheit suchend, bis zur Schwelle fand – und der zum Ziel wies, wenn die Zweifler fragten: Dort ist's! Erkämpft euch das Gelobte Land! ... Lenin ist tot. – Die Sichel senkt, den Hammer in trauervoller Ehrfurcht seinem Geist. Doch überlaßt euch nicht dem faulen Jammer! Die Ketten, die er angefeilt, zerreißt! Sein großes Werk setzt fort, baut aus, vollendet! Wo sie noch herrscht, da brecht die Sklaverei! Solang nicht jedes Volk sein Schicksal wendet, so lang ist auch das Russenvolk nicht frei! Voran aus eigner Kraft in eignen Bahnen! Dies unser Schwur. – Nun, Trauerchöre, braust! Lenin ist tot. – So flattert, rote Fahnen! Schiffsglocken, läutet! Eisenhämmer, saust! Gewehre, knattert! Hupen, bellt! Sirenen, Haubitzen, Essen – donnert, brüllt und pfeift! Laßt euern Lärm die Atmosphäre dehnen, daß das Gestirn am Firmament begreift: Lenin ist tot! Die Menschenvölker trauern. Der Mund verstummte, dessen mächtiger Ruf die Bresche reißen half in Zwingburgmauern. Lenin ist tot. Verteidigt, was er schuf!