Herbstmorgen im Kerker Wenn morgens über Gras und Moor sich weißlich-trüb der Nebel bauscht, unfroher Wind mit müdem Stoß im dürren Laub des Herbstes rauscht; wenn eiterig der fahle Tau von welken Blütenresten tränt, des Äthers dichtverquollenes Grau dem neuen Tag entgegengähnt – und du, gefangen Jahr um Jahr, gräbst deinen Blick in Dunst und Nichts: da wühlt die Hand dir wohl im Haar, und hinter deinen Augen sticht's. Du starrst und suchst gedankenleer nach etwas, was du einst gedacht, bis endlich, wie aus Fernen, schwer das Wissen um dein Selbst erwacht. Du musterst kalt das Eisennetz, das dich in deinen Kerker bannt; in dir erhebt sich das Gesetz, zu dem dein Wille sich ermannt: Treu sein dem Werk und treu der Pflicht, der Liebe treu, die nach dir bangt; treu sein dir selbst, ob Nacht – ob Licht, dem Leben treu, das dich verlangt! ... Aus jedem Morgen wird ein Tag, und wie die Sonne einmal doch durch Dunst und Schleier drängen mag, so bleibt auch dir die Hoffnung noch. – Im Nebel dort schläft Zukunftsland. Du drehst den Kopf zurück und blickst an der gekalkten Zellenwand zu deines Weibes Bild. Und nickst.