An einen unzufriednen Freund (1775.) Was irrst du, Schwermut im Gesicht, O Freund, durchs Leben hin; Und siehst des Frühlings Blumen nicht Zu deiner Freude blühn? Siehst nicht des goldnen Sommers Zier, Nicht seiner Ähren Pracht; Des Herbstes Segen nicht, der dir Von Baum und Rebe lacht. Dankst nicht des Winters kaltem Hauch Dein frisches, leichtes Blut; Fühlst nicht, daß in der Erde Bauch Schon wieder Segen ruht. Umfängst in deinem Bruder nicht Des Schöpfers Ebenbild; Fühlst nichts, wenn seinem Angesicht Der Freundschaft Thrän' entquillt. Beutst brüderlich ihm nicht die Hand; Teilst seine Freuden nicht; Fliehst ängstlich vor dem sanften Band, Das Liebe dir umflicht. Wiß! Lieb' ist Gottesgab' und scheucht Die Sorgen vor sich hin; Wer willig seine Hand ihr reicht, Weiß nichts vom trüben Sinn. Blick auf, o Freund, sie lächelt dir Aus Daphnens holdem Blick; Auf! Wandl' ins Paradies mit ihr, Und laß den Gram zurück!