An ein Thal (Umarbeitung.) Ich liebe dich, du kleines Und stilles Veilchenthal; Und dennoch schuf mir keines, Wie du, so viele Qual. Dich liebet auch Seline, Die junge Schäferin, Mit der bescheidnen Miene Und, ach! dem harten Sinn. Jüngst saß ich hier und spielte, Beim letzten Sonnenlicht; Zufrieden, denn ich fühlte Noch dich, o Liebe, nicht. Die Freiheit war's alleine, Die mein Gesang erhob; Nie hörten diese Haine Von mir der Liebe Lob. Nie sollst du mich bezwingen, So sang ich allzu kühn; O Liebe, deinen Schlingen Will ich gewiß entfliehn! Du änderst alle Herzen, Zerstörest ihre Lust; Und schaffest Gram und Schmerzen Der jugendlichen Brust. So sang ich dir, o Liebe, Mit stolzem Herzen Hohn; Und trotzte deinem Triebe, Dem ich bisher entflohn. Als plötzlich meinen Blicken Sich eine Hirtin wies, Und Sehnsucht und Entzücken Die Ruhe mir entriß. Dorine saß und pflückte Sich Blümchen, las sie aus, Vereinte sie und schmückte Sich mit dem bunten Strauß. Gern hätt' ich sprechen wollen; Umsonst bemüht' ich mich: Kein Wort drang aus dem vollen Beklemmten Herzen sich. Noch lange stand ich, blickte Mit trunknen Augen hin, Und immer mehr entzückte Mich diese Zauberin.