Die kleine Blanche An dem kleinen Hofe von Navarra War das Leben eine lose Fabel, Eine drohnde oder heitre Maske, Eine überraschende Novelle, Ein phantastisch wahrheitloses Schauspiel – Der am Hofe war auf kurzen Urlaub, Hauptmann Duplessis saß vor der Bühne, Drauf ein Mädchen an verratner Liebe Starb. Im letzten Akte lag sie marmorn Auf dem Grabmal als ihr eigen Bildnis, Schluchzend rang die Hände der Verräter, Sieh! da hob sie sachte sich und lebte. Andern Tages wandelte der Hauptmann In des Schlosses irrsam dunkeln Gärten, An die zarte kleine Blanche denkend, Die er schnell geküßt und schnell verraten – Etwas sieht er schimmern durch Zypressen: Auf dem Grabmal liegt die kleine Blanche Marmorn. An dem Sockel ist zu lesen: »Blanche schlummert nach verratner Liebe.« »Heb dich, kleine Blanche!« ruft der Hauptmann. »Wickle dich aus deinen weißen Tüchern! Spiel nicht mit dem Tode, kleine Blanche!« Doch der Marmor fühlte nichts. Es fühlte Nichts, die drunter schläft. Sie starb im Ernste.