Friedrich Matthisson In der Fremde (Schweiz und Frankreich) (1787–1794) Der Abend am Zürchersee An Heinrich Füßli. Auf des friedlichen Sees wallender Klarheit schwebt Sanft der Fittig der Ruh; Lüfte des Abends wehn, Mild wie Hauche der Liebe, Durch der Reben bethautes Grün. Goldner Schimmer entströmt herrlich des sinkenden Tages sterbender Gluth, funkelt im See, und gießt Auf der Alpen beschneite Gipfel flammenden Purpurglanz! So ergießt sich, o Freund, neigt sich dein Abend einst, Gottes Friede, wie Licht, über dein greises Haupt! So umglänzt dich der Schimmer Edler Thaten am Grabe noch! Aber spät erst, so fleht mit mir dein Vaterland, Flehn die Edlen mit mir, welche, wie einst, im Lenz Deiner Tage, die schöne Seele Winkelmanns dich geliebt, Nun dich lieben, o spät, bis dir ein Enkelsohn, Gut und weise, wie du, trauernd den Aschenkrug Mit Zipressen umwindet, Füßli, neige dein Abend sich! Freundschaft, Lieb' und Natur leiten, wie Grazien, Dich mit göttlicher Huld ihren geweihten Pfad, Reich an Blumen der Freude, Die noch über den Sternen blühn!