Mondscheinlied Der Vollmond schwebt in Osten; Am alten Geisterthurm Flimmt bläulich im bemoosten Gestein der Feuerwurm. Der Linde schöner Sylphe Streift scheu in Lunens Glanz, Im dunklen Uferschilfe Webt leichter Irrwischtanz. Die Kirchenfenster schimmern; In Silber wallt das Korn; Bewegte Sternchen flimmern Auf Teich und Wiesenborn; Im Lichte wehn die Ranken Der öden Felsenkluft; Den Berg, wo Tannen wanken, Umschleiert weisser Duft. Wie schön der Mond die Wellen Des Erlenbachs besäumt, Der hier durch Binsenstellen, Dort unter Blumen schäumt, Als lodernde Kaskade Des Dorfes Mühle treibt, Und wild vom lauten Rade In Silberfunken stäubt. Die Pappelweide zittert, Nun dämmernd, nun umblinkt, Wo von Jesmin umgittert Die Sommerlaube winkt, Und mit geflochtnem Pförtchen, Das auf den Weiher sieht, Ein ländlich stilles Gärtchen Die Fischerhütt’ umblüht. Durch Fichten senkt der Schimmer, So bleich und schauerlich, Auf die bebüschten Trümmer Der Wasserleitung sich, Bestralt die düstern Eiben Der kleinen Meierei, Und hellt die bunten Scheiben Der gothischen Abtei. Wie sanft verschmilzt der blassen Beleuchtung Zauberschein Die ungeheuren Massen Gezackter Felsenreih'n, Dort wo, in milder Helle, Von Immergrün umwebt, Die Eremitenzelle An grauer Klippe schwebt. Der Elfen Heere schweifen Durch Feld und Wiesenplan, Es deuten Silberstreifen Dem Schäfer ihre Bahn; Er weiß am Purpurkreise, Vom Wollenvieh verschmäht, In welchem Blumengleise Ihr Abendreih'n sich dreht. Bald bergen, bald entfalten, In lieblicher Magie, Sich wechselnd die Gestalten Der regen Phantasie. Die zarten Blüten keimen, O Mond! an deinem Licht, Die sie, in Feenträumen, Um unsre Schläfe flicht.