Herbstgesang 1777. Ueber Rebenhügel, Wo sich Trauben färben, Ueber Obstgeländer, Wo sich Aepfel röthen, Leert der milde Fruchtmond Lächelnd das geudende Segensfüllhorn! Aus den Haingesträuchen, Aus den Hekengängen, Aus den Gartenbeeten, Zirpen tausend Grillen, Um die Abenddämrung, Feiergesänge dem Traubenschöpfer! Wo sein Auge lächelt, Reifen Honigfrüchte! An den vollen Zweigen, Giebt er jeder Pflaume Ihre Himmelbläue, Malt er dem Apfel die Purpurwange! Auf den Rebenbergen, Wo die Winzermädchen Hochgesänge tönen, Knarren alle Keltern, Und aus ihrem Schoosse Träuft der begeisternde Trank der Freude. Daß das liebe Kelchglas, Oft, im Freundeskreise, Unser Herz erfreuet, Unsren Geist beflügelt: Danken alle Zungen Dir, o! allsegnender Rebengeber! Schön bist du, o Erde! Kleidet deine Hügel, Deine Saatgefilde, Deine Gartenfluren, Der allmilde Herbstmond Lieblich mit farbigem Fruchtgewande. Schöner nur, o Mutter! Lächelst du im Lenze, Wenn dir um die Loken Weisse Blüten säuseln, Und dein Götterantliz Wölken die athmenden Mainachtdüfte! Hier am Quellenrande, Wo mich Schilf umflüstert, Wo, von Laubgewölben, Dürre Pappelblätter Auf mich niederrieseln, Soll mich der Abend mit Maja finden! Fleuch, o süsses Mädchen! Fleuch dein Teppichzimmer, Deiner Stadt Gepränge! Hier, im Abendschatten, An der Silberquelle, Harret voll Sehnsucht dein Vielgetreuer!