Die Rache Tamalals Die goldnen Hörner klangen Hinab auf Ninive, Die silbernen Brunnen sprangen Aus dem Marmorsee; Die Freudenfeuer sprühten Rot auf jedem Dach, Hunderttausend Fackeln glühten Und machten die Nacht zum Tag. Vor Kaiser Hasurbanipal Tamalal, der Sänger, stand, Die goldne Harfe gab stolzen Schall Unter seiner Hand; Einen Hymnus sang er dem Kaiser, Einen Hymnus hoch und hehr, Die Brunnen spielten leiser, Die Hörner klangen nicht mehr. »Vier Könige vor deinem Wagen, O Hasurbanipal, Ihre Völker liegen erschlagen, Erhabener, überall; Wie der Löwe die Rinderherde Sprangst du sie an, Rot strichst du die Erde In der Lande vieren an. Humanaldasch und Wate, Ihr liegt im Sand, Tammarhita und Pate, Euer Glanz verschwand; Die gelben Schakale pflegen Sich an eurem Hirn, Ihr tratet entgegen Dem großen Gestirn. Und war auch deiner Feinde Zahl Wie Sand am Meer, Du streutest, Hasurbanipal, Wie Spreu sie umher; Sieben Himmelsgewalten Beschirmen dein Land, Assur und Isthar halten Dich in ihrer Hand. Du bist die Sonne, Du bist das Licht, Deiner Völker Wonne, Der Feinde Gericht; Es leuchtet dein Namen Über Berg und Tal, Benedeit sei dein Samen, Hasurbanipal!« Es ist ein Lied gekommen Von Babylon, Ninive hat es vernommen, Die Männer pfeifen es schon; Die Frauen summen die Weise Lächelnd vor sich hin, Sie summen sie ganz leise Und haben die Worte im Sinn: »Es war einmal ein König, Wie er heißt, ist einerlei, Der liebte nichts so wenig Wie Kriegsgeschrei; Wenn Beile auf Schilde krachten, Dann schlug im Frauenzelt Andere Schlachten Der große Held.« In Ninive sang man es leise, In Babylon laut man es sang, Die niederträchtige Weise Auf allen Gassen erklang: »Ja, wären die Feinde Frauen, Hunderttausend an der Zahl, Als Held wär' dann zu schauen Hasurbanipal.« Und der das Lied gefunden, Der Mann hieß Tamalal, Es schlug seinem Stolze Wunden Hasurbanipal; Da floh mit Zorn im Herzen Der Sänger gen Babylon, Aus seinen roten Schmerzen Klang grüner Hohn: »Du führtest den Krieg Unter Assurs Schutz, Ich trete deinen Sieg In den tiefsten Schmutz; Ich mache deinen Ruhm Nackt und kahl, Dir nimmt dein Heldentum Tamalal. Solange Menschen leben, Seist du bekannt Als der, so sich mit Beben Barg in Weibsgewand; Zum Staub will ich dich reißen, Hasurbanipal, König Unterrock sollst du heißen, Schardanapal.«