November Um meine Stiefel rauscht das Laub Der nackten Waldesriesen, Ein graues, trübes Schummerlicht Umdüstert Wald und Wiesen. Die Luft ist rauh und nebelnaß, Nordwest beginnt zu wehen, Ein greller, schriller Amselpfiff Klingt jammernd aus den Schlehen. Im schwanken Zickzackfluge tanzt Gespenstig um die Eichen Der Wintermotten fahle Schar, Die letzten Lebenszeichen. Sie treibt der Liebe Peitschenschlag, Zu suchen ihre Weibchen, Die hängen flügellos am Stamm Mit aufgedunsnem Leibchen ... Zur rechten Hand ein Waidmannssteg Durch schwarze Tannendichtug, Und mitten drin, breitästig, schirmt Ein Buchenbaum die Lichtung – Es war im Mai und jubelnd hat Des Buchfinks Sang geklungen, Was hier geschah, das habe ich Im kecken Lied gesungen. O grüner, sonnenheißer Tag, O Herbsttag, kalt und trübe – Im Herzen ächzt der letzte Schrei Der totgetretnen Liebe. Frostschmetterling und Menschenweib, Untrennbar mir zu denken! Wann wird euch Weibern die Kultur Die Geistesschwingen schenken? Ein neuer Mai, ein neues Grün Und frische Liebessuche, Und doch verlorne Liebesmüh, Du weißt es, alte Buche. Ein starker Ast von deinem Stamm, Ein Strick um meinen Nacken – Das wär' ein herbstlich Stimmungsbild, Die Wirkung würde packen. Münster, Herbst 1889