Romantik Das ist die alte Ritterburg, Sie liegt in Schutt und Trümmern, Der blanke Vollmond lacht hindurch, Die Schleiereulen wimmern. Dort oben hauste der Räubergraf Mit all den zünftigen Possen, So bieder, ritterlich und brav, Doch nur gegen Standesgenossen. O edelromantischer Rittersport, In Dorn und Dickicht zu lauern, In Keller und Kerker zu schleifen fort Die wehrlosen Bürger und Bauern. Habt acht! es geht der Bundschuh um! Es schlug die adligen Schächer Der Freiheit Evangelium, Der Pechkranz flog auf die Dächer. O schöner Graf von Helfenstein, Wie niedlich war dein Springen Bei Lenzenblitz und Feuerschein Und lustigem Flötenklingen! O Mittelalter, gute Nacht! Wie schade, daß du verschwunden! Gern hätt' ich das Pereat ausgebracht In glühenden Versen den Hunden. Wir ziehen mit Gaudeamus vorbei, Es schwinden im Dunkel die Trümmer – Ein letzter, gellender Eulenschrei, Es klingt wie Grafengewimmer. Münster, Mai 1890