4. Waffen-Anstand Von Anstand und von Fried und vielen schönen Dingen Will Fama dieser Zeit ein neues Liedlein singen; Doch weiß ich nicht, obs neu. Der Anstand ist gar alt; Der Fried' ist auch für längst gar recht, gar wol bestalt. Was darff ein Anstand sein, wo nie man noch gestritten? Da Waffen und ihr Brauch nach dieses Krieges Sitten Gleichwie in einem Spiel nur bloß zum Scherz und Schein Und daß sie nicht der Rost zerfreß, in Händen sein? Was darff ein Anstand sein, wo nie kein Feind sich findet, Der zu bekriegen steht, und wo man sich nur gründet Auf Meinung, unser Land nach draußgeschöpfftem Nutz Alsdenn dem lieben Gott zu geben in den Schutz? Was darff ein Anstand sein, wo man die Krieges-Kinder Gar glimpf- und gütlich meint und bloß die feisten Rinder Sambt ihrer jungen Art um etwa Pferd und Schwein, Schaaf, Hun, Han, Ente, Gans läst seine Feinde sein? Der Fried' ist lange schon in unsre Gräntzen kommen, Da jene viel zwar uns, wir ihnen nichts genommen, Indem wir uns bemüht, (o eine feine Kunst!) Zu brechen ihren Trotz durch unsre gute Gunst. Es ist ja Fried' und Ruh im Lande gantz die Völle; Das Feld hält Sabat-Tag; der Acker liget stille Und duldet nicht wie vor, daß ihm viel Wunden schlug Deß Bauers frecher Arm und ein tyrannisch Pflug. Es ist ja Friede da; man darf ja mehr nicht sorgen, Wie jeder Hab und Gut für Dieben hält verborgen In sicherem Gemach; es bleibt ja Gold und Geld In festem Hause so, wie durch das offen Feld. Hierum singt Fama falsch von Anstand und von Friede; Ihr Sinn sei dieser denn, daß, weil die Welt ist müde Der alten deutschen Treu, nur mit Betrieglichkeit Man habe steten Fried' und Krieg mit Redligheit.