98. An eben denselbten, über der Geburt eines Söhnleins Seither deß Krieges Arg das Gute fast vertrieben, So ist uns, wahrer Freund, diß einig überblieben, Das lieblich heissen mag: wir zeugen Kind auff Kind, Ein Denckmahl hinter uns, das wir gewesen sind. Gut, gut! was kan uns sonst auß Wermut Zucker machen, Als wann das liebe Kind mit kürmeln und mit lachen An unser Haupt sich drückt, uns lieber Vater nennt Und macht, daß man in ihm sich wie im Spiegel kennt. Sie sind die andren wir; wir leben nach dem Leben In ihnen; unser seyn ist darumb uns gegeben, Daß sie so künnen seyn, wie wir von denen sind, Von welchen wir ererbt den süssen Namen Kind. Wolan! wolan mein Freund! so muß man dann nur dämpffen Den Rauch der bittren Zeit; so muß man lernen kämpffen Mit dieser Sterbligkeit, auff daß ihr strenger Krieg Nicht über uns erhält so gar geschwinden Sieg! Gott gebe dieses nur, daß kein Kind uns mag gleichen Und nämlich nicht wie wir für solcher Noth erbleichen! Nach dem, so wüntsch ich mir, daß nach uns so dein Kind Und mein Kind, wie auch du und ich, vertreulich sind.