Die Meerfahrt des Bacchus Ehrt den Genius kühner Taten, Höhnet seiner Milde nicht! Schiffer wollten einst verraten Jenen Gott, der Fesseln bricht; Aber daß er sie auch flicht, Mußten die Verruchten bald gewahren, Als sie auf dem Meere waren. Ihn nach Naxos hinzuführen, Hatten sie mit Mund und Hand Zugesagt in hohen Schwüren; Aber als der Tag entschwand, Ließen sie das Inselland – Alle Segel schleunigst aufgezogen – Seitwärts liegen in den Wogen. Sie berieten sich im Kreise Und erwogen her und hin, Wie sie wohl zum höchsten Preise Ihn verkaufen möchten, ihn, Der so hold und sanft erschien. Gold in Fülle würden selbst die Scythen Für den schönen Jüngling bieten. Drauf nach Asien hin das Steuer Lenkten sie, gewinnbetört; Doch da zückten ringsum Feuer, Denn er hatte sie gehört Und von edlem Zorn empört Die verräterischen Raubgenossen Zu bestrafen schon beschlossen. Sieh! es biegen sich die Stangen, Mast und Ruder krümmen sich Und verwandeln sich in Schlangen; Wo die Segel abendlich Kaum vorher der Wind bestrich, Winden um den Kiel und um die Planken Reben sich und Efeuranken. Immer stärkre Zweige packen Einen nach dem Andern fest; Strauchelnd sehn sie Arm und Nacken In der Bande Joch gepreßt, Horch! und wie zu frohem Fest Tönen unsichtbar dazu Gesänge, Cymbeln und Oboenklänge. Das Verdeck wird von Mänaden, Panthern und Bacchanten voll, Wo den Trauben hochgeladen Überall nun Wein entquoll; Aber Jene, schreckentoll, Stürzen, an den Ranken fortgezogen, Sich kopfüber in die Wogen. Doch als Schwärme von Delphinen Tauchen sie sogleich empor, Tummeln, wie dem Gott zu dienen, Nach den Tönen sich im Chor. Einer eilt dem Schiffe vor, Um die Andern schlingt mit hellem Liede Triton sich und Nereide. »Deiner Macht soll innewerden, Siegesheld Dionysos, Was im Meer lebt und auf Erden!« Klang es aus dem Wellenschoß; Strahlend Licht herniederfloß Von dem Zwiegestirn der Dioskuren, Dem sie froh entgegenfuhren.