Heimatpfade Wild umher, gleich im Dickicht zerstreuten Waldblumen, sind die Gaben Den Menschen versteckt. Es deuten, Welchen Pfad wir zu wandeln haben, Wo der Himmel ein Glück uns erkor, Lichtelfen mit weißer Hand Stillwinkend im Schatten hervor. Das meiste Gute liegt als Pfand Unsrer Zukunft geborgen; Mehr, als wir nur ahnen, liegt Da, wo mit Sorgen Die Mutter uns gewiegt. Nie auszuschöpfenden Reichtum hegt, An heimlichen Plätzen hinterlegt, Die Heimat, das Vaterhaus; Von ihm durchs ganze Leben Gehen die weitreichenden Fäden aus, Die unsre Lose weben. Doch die Himmelstöchter weilen Nicht gern hienieden und teilen Ihre Gaben uns aus im Flug. Sie eilen heim und küssen mit rosigem Munde Flüchtig nur; selten noch schlug Ein zweites Mal die günstige Stunde. Nur der Emsige findet Die freundlichen mitten in fremder Welt Und erkennt, was hold ihn bindet, Was Wort ihm hält. Selbst der Jugend Irrgänge leiten Zu Höhen empor, Wenn nur rastlos hinanzuschreiten Der Wandrer nicht den Mut verlor. Wer aber betört Nach Glänzendem hascht in eitlem Beginnen Und nicht die Warnenden hört, Die treuen Begleiterinnen, Der sieht sie ärmer und ärmer werden nur Und endlich wie Nebel zerrinnen. Dann steht er allein auf öder Flur, Und sie sind heimgegangen, Die tausend liebenden Blicke, Womit die Eltern ihr Kind umfangen, Ihr Lächeln, ihr Mühn und die dem Geschickte Entrungnen frohen Stunden, Die als schützende Genien so lang Umschwebten den Lebensgang, Sie alle sind unwiederbringlich entschwunden. O rettet ihn, bietet ihm hilfreich die Hand! Daß auch im Elend der Mann empfindet, Wie Tag für Tag erstarke das Band, Das alle Menschenseelen verbindet; Denn gegen die offnen und stillen Gefahren, Die schon dem frühen Morgen drohn, Mag sich bewahren Kaum des Glückes begünstigter Sohn. Jedem gesteckt ist Ziel und Marke, Allen eröffnet ist die Bahn, Aber zu jäh stürmt der Kühne hinan, Zu fest vertraut auf sich der Starke; Die Waffen sinken läßt der Schwache, Eh' noch der halbe Weg erreicht. Und den Stolzen trifft mit sichrer Rache Der Neid, der tückisch ihn umschleicht, Ja selbst der, dem der Sieg beschieden, Der zurückkehrt zur Heimatflur, Ach, er bringt in den endlichen Frieden Waffen, zerstückte, blutgetränkte nur! Was Bestimmung ist, Und warum wir erfüllen müssen, Was ein ewig Schicksal voraus ermißt, Was fest steht über menschlichen Entschlüssen, Wohin wir gehn durch »Lebensflut Und Tatensturm,« das Letzte, Tiefste ruht Für immer verhüllt – alles Gut Es stammt von früh her, am tiefsten ins Blut Sind uns getaucht die ersten Erinnerungen, Mögen sie nun großen Städtegebrauses, Nur flüchtige Bilder dem Sinne sein, Ob ein Giebeldach im schattigen Hain, Ob Nachbar des Hauses Meer war, oder ragendes Felsgestein, Oder ein Hüttendach, wo versteckt Vom blühenden Apfelbaum Ein Rotkehlchen dich aufgeweckt Aus deinem ersten Morgentraum.