Die Laterne Als ich heut' im Hufnershaus Lebewohl genommen Und ins Freie trat hinaus, War die Nacht gekommen. Sehen konnt' ich keinen Schritt, Nirgends Mond und Sterne. Spricht mein Gastfreund: Hans soll mit Und die Stalllaterne. Hans, der greise, taube Knecht, Krippen, Spinneweben, Tenne, Licht und Drahtgeflecht – Könnt' ein Bildchen geben. Trudchen steht dabei und lacht, An der Mutter Seite. Trudchen, bitt' ich, abgemacht, Gieb mir das Geleite. Und des Bauern frisches Kind Ist zurückgesprungen, Hat sich leicht ein Tuch geschwind Um den Kopf geschlungen. Reizend sah das Mädel aus Im Geblink der Leuchte. Kaum noch hellt das Elternhaus Aus der Nebelfeuchte. Trabt der Alte uns voran, Treu, wie zwei Verirrten, Folgen wir wie Lämmer dann, Lämmer ihrem Hirten. Wo sich durch den Buchenstand Eng der Weg gewunden, Hat sich schleunig Hand in Hand, Mund zu Mund gefunden. Finsternis und Waldesruh, Himmel ohne Sterne. Unverdrossen, immerzu Wandert die Laterne. Trifft ihr Schimmer Ast und Baum: Blinzeln tausend Augen? Wie sich, unerhört, ist's Traum, Lipp' an Lippe saugen. Zögern wir auf unserm Gang? Laß den Alten eilen. Ach, mein Herz im Überdrang Möchte weilen, weilen. Bis zuletzt erschrocken hält Hans am Holzesrande. Lichtscheu unter'm Laubgezelt Schleicht die Kontrebande. Doch nun endlich sind wir da, Schrei'n ihm in die Ohren: Alterchen, Hallelujah, Hast uns nicht verloren. Scheidegruß am Meilenstein, Dichtverhüllte Ferne, Letzter Blitz und letzter Schein, Fort ist die Laterne.