IX. Die Bäre Den Bären glückt' es, nun schon seit geraumer Zeit, Mit Brummen, plumpem Ernst und stolzer Frömmigkeit, Das Sittenrichteramt, bei allen schwächern Tieren, Aus angemaßter Macht, gleich Wütrichen, zu führen. Ein jedes furchte sich, und keines war so kühn, Sich um die saure Pflicht nebst ihnen zu bemühn; Bis endlich noch im Fuchs der Patriot erwachte, Und hier und da ein Fuchs auf Sittensprüche dachte. Nun sah man beide stets auf gleiche Zwecke sehn; Und beide sah man doch verschiedne Wege gehn. Die Bäre wollen nur durch Strenge heilig machen; Die Füchse strafen auch, doch strafen sie mit Lachen. Dort brauchet man nur Fluch, hier brauchet man nur Scherz; Dort bessert man den Schein; hier bessert man das Herz. Dort sieht man Düsternheit; hier sieht man Licht und Leben; Dort nach der Heuchelei; hier nach der Tugend streben. Du, der du weiter denkst, fragst du mich nicht geschwind: Ob beide Teile wohl auch gute Freunde sind? O wären sies! Welch Glück für Tugend, Witz und Sitten! Doch nein, der arme Fuchs wird von dem Bär bestritten, Und, trotz des guten Zwecks, von ihm in Bann getan. Warum? der Fuchs greift selbst die Bäre tadelnd an. * Ich kann mich diesmal nicht bei der Moral verweilen; Die fünfte Stunde schlägt; ich muß zum Schauplatz eilen. Freund, leg die Predigt weg! Willst du nicht mit mir gehn? Was spielt man? Den Tartüff. Dies Schandstück sollt' ich sehn?