2. Die Grazien Wie? unsern Gürtel hat er aufgelöst? Wie? unsre süsse Schüchternheit entblöst? Mit ungeweyhten kühnen Bärenpfoten Zerrissen unsre feinen Liebesknoten, Womit oft Jahre lang die Jüngferliche Hand Ein unverrauchtes gutes Herz umwand? Und das erhebt man? uns die wir erschrocken Versteinert standen, unsre seidnen Locken, Den drinn verwahrten Veilchenkranz zerzaust Und wie mit Gassenmenschern 'rumgehaust? Ihr Götter Rache, Rache! ganz verachtet Stehn wir anitzt, von jedem Gauch betrachtet Gehöhnt, gestossen, ausgelacht Als wären wir für ihn gemacht. Kein edler Mann darf ohne sich zu schämen Jetzt mehr vor uns den Hut herunter nehmen. Kein Jüngling mehr, in dem noch Flammen wehn Bleibt ohn' Erröthen bey uns stehn. Ach unsre Macht ist aus, wir sind entehret. Ein jeder schale Kopf verraucht, zerstöret, Rühmt sich anjetzt mehr als vertraut, gemein Initiirt in unserm Dienst zu seyn. O Rache Rache Götter! in der Larve Der Weißheit stand er da wie Mendelson und Garve. Voll Demuth schlich er, mit mehr Aengstlichkeit, Als ehmals Ritter sich Prinzeßinnen geweiht. Er kniete, ach er schmeichelte, Wir halfen ihm aus Mitleid' in die Höh, Wir lächelten ihm Muth ein – wie ein Tyger Fiel er über uns her und spannte wie Römische Sieger Uns vor seinen Wagen und lachte und jubelte drob Und ewiger Hohn ward uns sein Lob. Komm mache dich auf Apoll, komm dein Gefolge zu rächen! Sonst werden Furien selbst am Ende Hohn uns sprechen, Und scheusliche Larven auf unserm Ruin Olinden sich nennen und Bastarde ziehn.