5. Wie Merlin Möcht ich durch die Wälder ziehn; Was die Stürme wehen, Was die Donner rollen Und die Blitze wollen, Was die Bäume sprechen, Wenn sie brechen, Möcht ich wie Merlin verstehen. Voll Gewitterlust Wirft im Sturme hin Sein Gewand Merlin, Daß die Lüfte kühlen, Blitze ihm bespülen Seine nackte Brust. Wurzelfäden streckt Eiche in den Grund, Unten saugt versteckt Tausendfach ihr Mund Leben aus geheimen Quellen, Die den Stamm gen Himmel schwellen. Flattern läßt sein Haar Merlin In der Sturmnacht her und hin, Und es sprühn die feurig falben Blitze, ihm das Haupt zu salben; Die Natur, die offenbare, Traulich sich mit ihm verschwisternd, Tränkt sein Herz, wenn Blitze knisternd Küssen seine schwarzen Haare. – – Das Gewitter ist vollbracht, Stille ward die Nacht; Heiter in die tiefsten Gründe Ist der Himmel nach dem Streite; Wer die Waldesruh verstünde Wie Merlin, der Eingeweihte! Frühlingsnacht! kein Lüftchen weht, Nicht die schwanksten Halme nicken, Jedes Blatt, von Mondesblicken Wie bezaubert, stille steht. Still die Götter zu beschleichen Und die ewigen Gesetze, In den Schatten hoher Eichen Wacht der Zaubrer, einsam sinnend, Zwischen ihre Zweige spinnend Heimliche Gedankennetze. Stimmen, die den andern schweigen, Jenseits ihrer Hörbarkeiten, Hört Merlin vorübergleiten, Alles rauscht im vollen Reigen Denn die Königin der Elfen Oder eine kluge Norn Hält, dem Sinne nachzuhelfen, Ihm ans Ohr ein Zauberhorn. Rieseln hört er, springend schäumen Lebensfluten in den Bäumen; Vögel schlummern auf den Ästen Nach des Tages Liebesfesten, Doch ihr Schlaf ist auch beglückt; Lauschend hört Merlin entzückt Unter ihrem Brustgefieder Träumen ihre künftgen Lieder. Klingend strömt des Mondes Licht Auf die Eich und Hagerose, Und im Kelch der feinsten Moose Tönt das ewige Gedicht.