Vision Vom Himmel strahlt der Mond so klar, Greif aus, o Rappe, greif! Im Winde fliegt des Reiters Haar, Des Rosses Mahn und Schweif. Auf seinem Hut der Reiter trägt Gemsbart und Federnputz, Ein schmerzliches Gelächter schlägt Er auf und schwingt den Stutz. Der Reiter sprengt um Mitternacht Durchs Land Tirol, allein; Der Waldstrom braust und stürzt mit Macht, Der Reiter holt ihn ein. Die Schneegans dort hoch oben ruft Ihr schnatternd Wanderlied, Schnell zieht der Vogel in der Luft, Der Reiter schneller flieht. Schnell ist der Wolkenschatten Flucht, Der Reiter schneller noch, Kaum braust er in der tiefen Schlucht, Schon auch am Gipfel hoch. Wo das Gebein der Helden liegt, Gibt er dem Roß die Sporn, An den vergeßnen Gräbern fliegt Er wild vorbei im Zorn. Am Wege dort ein Kruzifix, Des Unglücks Herberg, ragt, Seitwärts gewandten finstern Blicks Vorbei der Reiter jagt. So reitet er durchs Land Tirol Und ruft so bang, so schwer: »Mein schönes Land, leb wohl! leb wohl! Du siehst mich nimmermehr!« Das letzte Heldengrab zerreißt, Der Reiter stürzt hinein, Grab zu. Verschwunden ist der Geist Von Achtzehnhundertneun.