Die Sehnsucht Haben wir auch schön geträumet Von des Glückes Zauberlanden, Wo sich ewge Freudenkränze Um die trunknen Schläfe wanden; Und wir wachen auf am Morgen, Kehren zu des Lebens Mühen Ohne Klagen wir zurücke; Träume müssen ja verblühen. Also waltet in dem Gasthof Klara nach der alten Weise; Nur ein seliges Erinnern An den Traum umschwebt sie leise. Mit gewohnter holder Miene Grüßet sie die frohen Zecher; Doch am freundlichsten vor allen Füllet einem sie den Becher. Oft auch sah man, wie die Jungfrau Und der Krieger lange sprachen; Heinrich ist es, der gestanden Bei des Prinzen Kerkerwachen. Heinrich weiß gar viel zu rühmen Von dem schönen Fürstenjungen, Wie dem Stolzen nie das Unglück Einen Klagelaut erzwungen. Eines aber hoch zu preisen Seine Worte nie vergaßen: Wie der Prinz den bösen Hauptmann Chantereine einst angelassen. Dieser trat mit plumpem Trotze Vor den Stillen, scheinbar Zahmen, Ihm den Säbel abzufordern Frech in König Ludwigs Namen. Doch wie donnerte der Jüngling: »Ich bin Johann, Prinz von Polen! Lüstet ihn nach meinem Schwerte, Mags dein König selber holen!« Feig verzagend vor dem Kühnen Sucht der Hauptmann seine Rotte Zu Gewalttat aufzustacheln Mit Befehl und scharfem Spotte. Ha! wie hat der Polenjüngling Jetzt sein tapfres Schwert geschwungen! Ha! wie ist er auf den Hauptmann, Auf die Knechte eingedrungen! Und die Rotte feiler Schergen Taumelte zurück, erschrocken, Wie der Sturmwind auseinander Jagt der Spreu geringe Flocken. – Schwellend hat bei solchen Reden Klaras Busen sich erhoben; Süßer Klang ists für die Jungfrau, Hört sie den Geliebten loben. – – War nun Klara gegen jeden Froh und freundlich tagesüber; Wenn sie endlich kann allein sein, Ist sie abends um so trüber. Ist ihr auch das Glück der Liebe Wie ein Traum vorübergangen, Werden doch in stiller Sehnsucht Täglich blässer ihre Wangen. Oft in heitern, schönen Nächten, Wenn der Mond, die Sterne scheinen, Wandelt Klara, sein gedenkend, An dem Strand mit leisem Weinen; Horchet in die Meeresweiten, In die stummen, regungslosen: Keine fernen Ruderschläge? – Keine Lieder der Matrosen? – Wirft das Meer in trüben Nächten Seine Wellen ans Gestade, Wandelt Klara still und einsam Ihres Grams geheime Pfade. Aber nicht vom stillen Meere, Nicht vom Meere sturmgeschlagen, Harret sie auch manche Jahre, Wird der Teure her getragen.