Der selige Abend Schnell versammelt um die Felsen Haben Wolken sich und Winde, Um den neuen Gast zu grüßen, Seines Kummers Spielgesinde. Ausgeloschen ist das Mondlicht Und der Sterne helles Flimmern, Durch die enge Fensterspalte Hört der Gast die Lüfte wimmern. Traurig sinnend blickt Johannes In die dunkle Ferne nieder, Und es flattern seine Locken Windgeschaukelt hin und wider; Flattern um die blasse Stirne Wie das Laub der Trauerweiden Um die bleiche Marmortafel Über den begrabnen Freuden. Er gedenket eines Abends, Eines seligen vor allen, Als in Martigues er gelandet Mit den Freunden und Vasallen. Ruhig lag die sturmerprobte Genuesische Galeere, Lustig flogen ihre Wimpel, Und der Tag versank im Meere: Scheidend warf er seine Strahlen In der Wellen bunt Gedränge, Wie ein König, goldverstreuend, Scheidet von der frohen Menge. Nach dem Sturme lag die See nun Schön in ihrer stillen Größe; Nur noch manchmal an das Ufer Tönten bange Wellenstöße: Also zuckt nach starkem Weinen Noch das Herz mit bangem Schlage, Ist auch schon das Auge heiter Und verstummt des Mundes Klage. Lieblich war der Lüfte Säuseln Nach dem rauhen Sturmestosen; Auf der Meeresruhe schwebten Die Gesänge der Matrosen. – Dicht am Strande, schmuck und wirtlich, Winkt der Gasthof mit dem Schilde Dreier Lilien, einzukehren Zu dem schönen Engelbilde: Klara Hebert, weit gepriesen Rings im Lande ob der Blüte Ihrer Schönheit, weit im Lande Ob des Herzens Wundergüte. Laut mit ungestümer Freude Tritt der Seemann in das Zimmer, Dringend heischt er nach dem Becher; Doch sein Mut wird stiller immer. Ihm kredenzt der Wirtin Tochter Freundlich mit den zarten Händen, Und er läßt den Becher stehen, Kann sein Auge nimmer wenden. Nun sie seinem Blick entschwunden, Trinkt er aus mit raschem Zuge; Daß sie noch einmal ihn fülle, Klopft er sachte mit dem Kruge. Seine Seele ward ergriffen Schmerzlich von der Liebe Ahnen, Die für immer er verloren Auf den sturmbewegten Bahnen. Und er eilt hinaus zum Strande, Fort treibt ihn sein wild Verlangen, Daß die Stürme ihm entschlagen Dieses ungewohnte Bangen. – Mit dem glänzenden Gefolge War der Prinz nun angekommen; Ihn empfing die Wirtin rauschend, Ihre Tochter still beklommen. Schüchtern vor dem fremden Fürsten Steht sie, harrend der Befehle, Kaum zu ihm hinanzublicken Wagt ihr Auge, voller Seele. Tiefen Ernst und süße Schwermut Sprechen seine schönen Züge, Und des Auges Blitz verkündet Hell des Mutes hohe Flüge. Froh erschrecken ihre Blicke, Und sie können nicht verweilen, Müssen mit dem schönen Bilde Schnell zurück zum Herzen eilen. Überwältigt von der Liebe Selig dringendem Erwarten, Treten beide unwillkürlich, Stumm und bebend, in den Garten. Also wandeln sie noch lange Mit verschwiegenem Gefühle; Gastlich bieten hier die Bäume Süße Frucht und Schattenkühle. Nachtigallen, immer lauter, Singen auf den grünen Zweigen, Gleich als wollten sie verraten, Was die beiden sich verschweigen. Freudig grüßen schon die Sterne Sie auf ihrem schönsten Gange; Endlich wird die Liebe Sprache, Und sie flüstern viel und lange. Klärchen hört die Zauberworte, Daß sie ihm auf weiter Erde Die alleinzige Geliebte Sei und immer bleiben werde. In der Jungfrau Busen plötzlich Ist der Himmel aufgegangen, Seines Lenzes Purpurblüten Treibt das Herz ihr auf die Wangen.