Die Rose der Erinnerung Als treulos ich das teure Land verließ, Wo mir, wie nirgend sonst, die Freude blühte, Mich selbst verstoßend aus dem Paradies Voll Freundesliebe, holder Frauengüte; Und als ich stand zum ernsten Scheidegruß An meiner Freuden maiengrünem Saume, Als mir im Auge quoll der Tränenguß Wie warmer Regen nach dem Frühlingstraume: Da bog sich mir zum Lebewohl herab Der reichsten einer von den Blütenzweigen, Der freundlich mir noch eine Rose gab; Mein Herz verstand sein liebevolles Schweigen. ›Nicht in den Staub, o Freund, hier weine hin, Hier auf die weichen Blätter dieser Rose!‹ Das war der stummen Gabe milder Sinn; Und schmerzlich rasch folgt ich dem Wanderlose In fremde Welten fuhr mich der Pilot, Vom teuren Lande trennen mich nun Meere; Und wie mir einst das Lebewohl gebot, Netz ich die Blume mit getreuer Zähre. Der Rose inniglicher Duft entschwand, Es ging die frische Farbenglut verbleichen; Sie ruht so blaß und starr in meiner Hand, Des Unverwelklichen ein welkes Zeichen. Des Unverwelklichen? – sie rauscht so bang, Will meine Hand die Rose wieder wecken; Als wär es ein prophetisch trüber Klang, Hör ich den Laut mit heimlichem Erschrecken. O Rose der Erinnerung geweiht! Mir dünket deiner welken Blätter Rauschen Ein leises Schreiten der Vergänglichkeit, Hörbar geworden plötzlich meinem Lauschen!