Der nächtliche Gang Tiefe Nacht; – der stille Vollmond Hebt sich jenseits von den Auen, Und die Wellen der Durance Sind ein Silberstrom zu schauen. Flüchtig eilen sie vorüber An den mondbeglänzten Riffen, Und von rätselhafter Wehmut Fühlt der Wandrer sich ergriffen; Denn er hört im ruhelosen, Immergleichen Wellenschlage Ewig an die Sterne tönen Seines Herzens bange Frage; Ein Verrauschen, ein Verschwinden Alles Leben! – doch von wannen? – Doch wohin? – die Sterne schweigen, Und die Welle rauscht von dannen. Cisteron, das Städtchen, schlummert, Nur im Schlosse lassen Worte Dumpf und eilig sich vernehmen, Und es dröhnt die Eisenpforte. Männer steigen still und langsam Dort hinauf zum Felsenhause: Waffenknechte sind es, führen Den Gefangnen in die Klause. Johann Kasimir von Polen! Heiß durchrollt von Königsblute, Edler Sproß vom Stamme Wasa, Ach, wie mag dir sein zumute l Heldenjüngling, der du kämpftest Ruhmbekränzt in manchen Schlachten, In verräterischer Fremde Mußt du als Gefangner schmachtenl Spricht man so im feinen Frankreich Hohn des Gastes heilgem Rechte, Daß den freundgesinnten Fürsten Zwingen die Tyrannenknechte?! In des Mondes hellem Scheine Glänzen ihre Mordgewehre; Aber nicht des Polenfürsten Stolz und schnell verwischte Zähre. Auf dem steilen Stufenpfade, Eingehauen dem Granite, Heben sich in scheuer Windung Nach dem Gipfel ihre Schritte. Wagt es wer, im schwanken Mondlicht Da den Pfad hinaufzuwallen, Bebend sieht er seinen Schatten In den grausen Abgrund fallen. Sinnend bleibt Johannes stehen, Und er hört im Niederlauschen Immer leiser dort die Schluchten, Leiser die Durance rauschen. Horch! ein Lüftchen aus den Auen, Wo die Nachtigallen singen, Kommt dem Armen nachgeflogen, Ihm noch einen Laut zu bringen. Weither kam das gute Lüftchen, Wie ein Kind, das frohbehende Einem Bettler, wenn er scheidet, Nacheilt mit der milden Spende. Und sie klimmen immer höher, Nur noch ihre Tritte schallen; Still ist nun der Wasser Rauschen, Still das Lied der Nachtigallen. Todesruhe deckt die Höhen, Die verlaßnen Felsenklippen; Kein Gesträuch und keine Blume Auf des Abgrunds bleichen Lippen.