Der Steirertanz Laß, Freund, uns übernachten In jenem Jägerhause, Das uns entgegenklinget Mit Geigen und Gesängen. Heut ließ die Sonne sprühen Die sommerscharfen Pfeile, Es war ein heißes Wandern Auf steilen Bergespfaden; Wir wollen uns erfrischen. Und sind des Leibes Mühen Am raschen Wanderstabe Belohnt mit wackerm Imbiß Und manchem Becher Weines, Erquicken wir die Seele Mit heiteren Gesprächen. Es war ein herrlich Wandern; Den Abgrund überspringend, Die Felswand überkletternd, Fand ich in seiner hohen Geheimnisvollen Heimat Manch schönes Alpenblümlein, So einsam, bis zur Stunde Gekannt nur von den Lüften, Besucht nur von den Wolken, Erblickt von Sternenaugen. Es war ein herrlich Wandern; Vom Klippenast des Kalkes, Vom schwarzen Beet des Abgrunds Hab ich gepflückt Gedanken, Niewelke Blumen Gottes, Die werden freudig duften Mir durch mein ganzes Leben. (Sie treten ins Haus) Seid schön gegrüßt, Ihr Herren, Glückselig guten Abend! Wollt Ihr zwei müde Wandrer Herbergen für die Nacht? Willkommen mir von Herzen! Nur ists in meiner Hütte Ein wenig toll und voll, Wir haben heute Hochzeit; Ihr müßt Euch schon begnügen, Ein Plätzchen wo zu nehmen, Das nicht die Lust besetzt hat, 's wird freilich knapp genug sein. Hier wollen wir uns lagern, Den Tanz zu überschauen. Sieh dort den Jägerburschen, Den schlanken, schönen, flinken; Auf seinem grünen Hute Gemsbart und Hahnenfeder; Aus seinem festen Auge Blitzt ihm ein Siegesstrahl; Die Gemse, die sein Blick faßt In ihrer Felsenheimat, Wird nicht mehr lange weiden Die frischen Alpenkräuter; Die Dirne, die sein Blick faßt, Wird nicht mehr lange wandeln Auf ihrer grünen Alpe Mit leichtem, freien Herzen. Das ist der beste Schütze Im steirischen Gebirge. Ich wollte, Freund, es schlügen Entschlüsse mir und Taten So scharf getreu zusammen, Wie diesem wackern Jäger Sein Blick und seine Kugel. Er ist der beste Schütze Und ist der feinste Tänzer Von diesen Burschen allen. Wie er die schöne Dirne So leicht und sanft und sicher Im frohen Kreise tummelt! Uns läßt das lustge Paar Hintanzen vor den Augen, Harmonischer Bewegung, Ein freundlich Bild des Lebens. Er reicht dem lieben Mädchen Hoch über ihrem Haupte Den Finger, und sie dreht sich Um seine Faust im Kreise, Die Anmut um die Stärke. Er tanzt gerade vorwärts In edler Manneshaltung Und läßt das liebe Mädchen Leicht wechselnd aus der Rechten In seine Linke gleiten Und nimmt die Flinkbewegte Herum in seinem Rücken, Läßt sich von ihr umtanzen, Als wollt er sich umzirken Rings um und um mit Liebe Und ihr im Tanze sagen: Du schließest mir den Kreis Von allen meinen Freuden! Nun fassen sich die Frohen Zugleich an beiden Händen Und drehen sich geschmeidig, Sich durch die Arme schlüpfend, Und blicken sich dabei Glückselig in die Augen, Als wollten sie sich sagen: So wollen wir verbunden, Uns meinander schmiegend, Hintanzen leicht und fröhlich Durchs wechselvolle Leben! Hörst du den Jäger jauchzen? Zu enge sind der Seele Die Ufer ihres Leibes, Und jubelnd überbrausen Die Fluten des Entzückens. Siehst du die Erd ihn stampfen? Im Freudenübermute Gibt er der Erde schallend Den Fußtritt der Verachtung; »Du kriegst nur unsre Asche!« Ruft ihr sein helles Jauchzen, Und flammend blickt sein Auge Der Liebsten in das Auge, Unsterblichkeitsgewiß: »Wir haben uns auf ewig!« – Die Blicke dieser beiden Sind mir gewisse Bürgschaft Für mein unsterblich Leben. Was sich geliebt auf Erden, Muß dort sich wiederfinden. Das glaub ich nimmermehr, So gern ich auch, o Freund Und treuer Berggenosse, Mit dir durchstreifen möchte In einem andern Leben Die himmlischen Gebirge Und dort sie alle finden, Die hier mein Herz verloren; Doch kann ich es nicht glauben. Wie diese Musikanten Auf Geig und Zither spielen Den lustgen Steirertanz, Den ersten Teil des Walzers Im zweiten wiederholend, Nur wechselnd in der Tonart: Meinst du, der alte Geiger, Dem die Gestirne tanzen Zur starken Weltenfiedel, Wird unser Erdenleben, Wenns einmal abgespielt ist, Noch einmal runterspielen, Nur höher, in der Quinte? – Ich meine das mit nichten. Wohl bin ich nur ein Ton Im schönen Liede Gottes; Doch wie das schöne Lied Wird nimmermehr verklingen, So wird der Ton im Liede Auch nimmer gehn verloren, Nicht brechen sich am Grabe: Und was im Erdenleben Mit ihm zusammenklang, Wird einst mit ihm erklingen Zu freudigen Akkorden Im Strom des ewgen Liedes.