9. Die Schlacht bey St. Jakob im Jahr 1444 Der Schweizer höchste Dapferkeit, Die keinem Schmerz entflieht, Besiegt noch kämpft, den Tod nicht scheut, Verdiente die kein Lied? Ja, ströme mächtig und ertön, Lied, das unsterblich macht! Sie trutzten gleich den Alpenhöhn Dem Donner in der Schlacht. Sie sahn den Feind und schlugen ihn Zurük mit kleiner Zahl; Sie sehn ihn wieder, schlagen kühn Ihn schnell zum zweitenmal. Verwegen macht der frühe Sieg Der Sieger Heldenhand: Sie stürzten sich in tiefern Krieg Zu voll von Vaterland. Umsonst Kanonendonner brüll' Und ströme Tod auf Tod! Sie dringen ein; Tod ist ihr Spiel, Und Feinde Morgenbrod. Zwar stößt das zehnmal grösre Heer Der Feinde sie zurük. Doch zehnfach tödtet ihr Gewehr Mit jedem Augenblik. Bey Jacobs Mauren hörten sie Der Kriegesrosse Trab: »Eh unser auch nur einer flieh', Eh find' er hier sein Grab«! Der Feind stieg schnaubend von dem Pferd; »Komm nur, wir bleiben still; Maurüber flamme Schwerd an Schwerd Nach Tod; wir bleiben still«! Die Löwen stritten; jeder stand, Wich keines Haares breit; Die schon zerstükte Schweizerhand War muthig noch im Streit. Sink immer Glied um Glied zerfezt; Sie kämpften tief im Blut. Wer Freyheit mehr als Leben schäzt, Behält im Tode Muth. Der Feinde ungeheure Zahl Schlug, traf, doch siegt' sie nicht; Rief: »Strömt, Kanonen, noch einmal Tod in ihr Angesicht«! Die Kräffte sanken, nicht ihr Muth; Nein! der sah nie zurük! Sie rafften sich empor im Blut; Tod war ihr lezter Blik. Wenn Dapferkeit im heißen Krieg Nicht immer siegen mag, Schön ist sie doch; dem schönsten Sieg Gleicht diese Niederlag! Erstaunungsvoll sah der Delphin Sein bestes Volk im Grab; Sein Sieg erfüllt mit Grauen ihn, Noch staunt er, bebt, zieht ab.