Doris auf Damons Namensfest O Was vor eine frohe Glut Erhitzet die entzündten Geister? Es wallt, es brennt mein treues Blut, Jetzt bin ich meiner selbst nicht Meister. Ich fühle, wie mich nun zum singen, Gantz ungewohnte Triebe zwingen. Bist du es nicht, du schöner Tag, Der meines Liebsten Namen träget? Sieh, was dein Nam, o Freund, vermag! Sieh, wie mein treues Hertze schläget! Ihr, die ihr Damon pflegt zu ehren, Ihr, Musen, sollt mich singen lehren. Doch, welch ein zärtlich sanfter Ton, Der unsre Hertzen reitzend zwinget? Ja, ja, ich seh die Liebe schon, Die sich vom höchsten Himmel schwinget. Ein weisses Kleid deckt ihre Glieder, Ihr schöner Mund singt keusche Lieder. O Liebe, die zuerst mein Hertz Durch den geliebten Mund bezwungen; O du, die allen Gram und Schmertz Durch seinen Namen selbst verdrungen, Wohin, wohin, willst du mich führen? Wo bin ich, o was muß ich spüren? Ja Herr, der alle Welt regiert, Ich liege hier vor deinem Throne, Du bist es, dem der Danck gebührt; Du hast mir meines Hauptes Krone, Du hast mir meinen Schatz, mein Leben, Und alles Glück mit ihm gegeben. Dir geb ich Hertz und Liebe hin, Ich weihe dir die keuschen Flammen, Die Flammen, die in unsern Sinn Von deiner hohen Fügung stammen. Laß sie dir wohlgefällig heissen; Laß nichts das feste Band zerreissen. Die Hoffnung spricht: Es wird geschehn. Doch gönnt die Vorsicht meinem Blicke Nicht in ihr Heiligthum zu sehn, Sie zieht in Wolcken sich zurücke. Komm, Lieb, ich kan von meinem Damon, Was ich nur wissen will, vernehmen. Ich eile zu dir, meine Lust, Und da dein Arm mich fest umschlinget, So drücke mich an deine Brust, Daß es bis an die Seele dringet. Ach küsse mich, und in dem Küssen Laß mich mein Glück noch einmal wissen. Du, du, sollst mein Orakel seyn; Denn Hertz und Mund stimmt bey uns ein, Nichts, nichts, soll unsre Liebe stöhren. Doch küsse mich, und in dem Küssen Laß dieses mich noch einmal wissen. O liebster Mund, ach schweig noch nicht, Ach laß es mich noch einmal hören! Ich bin entzückt, mein Schatz, mein Licht, O nichts soll unsre Liebe stöhren! Ich trotze aller Noth und Zeiten, Die unsre reine Glut bestreiten. Nun währt mir auch die längste Zeit In deinem Arme nicht zu lange. So macht mir selbst die Einsamkeit In deiner Gegenwart nicht bange. Wo ich dich seh, find ich mein Glück, Und mit dir flieht es auch zurück. O, könntest du mir auch entfliehen, Könnt ich dich aus den Armen lassen, So wollt ich stets, dir nachzuziehen, Ein Hertz auf allen Wegen fassen; Und wollt in Wüsten, Schnee und Winden, Doch deine Spuhr und dich stets finden. Mein Fuß sollt in dem heissen Sand Der Mohren deine Spuhren treten; Ich scheute nicht der Sonnen Brand In jenen staubicht rauhen Stätten; Ich scheute nicht des Frostes Wüten, Noch Eys und Schnee der rauhen Scythen! Und wollte Kälte oder Brand Der müden Glieder Kraft vertreiben; So wollt ich sitzend in dem Sand Und Schnee stets deinen Namen schreiben; Den Namen, der in aller Pein Mir kan das beste Trostwort seyn. Müßt ich durch einen grausen Wald; So wollt ich deinen Namen schreyen, Und wenn die Echo zehnfach schallt, Mich tausendfach darüber freuen. Ich rufte dich, biß du mich hörtest, Und endlich wieder zu mir kehrtest. Da würd ich dann gantz ausser mich Dir keuchend in die Arme fallen, Und, mein Dam-Damon, einzig dich, Ach, Damon, Schatz, dich küssend lallen. Doch, wie, darf ich auch sicher trauen, Dich itzt in meinem Arm zu schauen? Ja, weiche Furcht, mein Freund, mein Schatz, Hört mich auf seiner Brust ihn nennen. Der Herr des Himmels wird so schnell Noch unser schönstes Band nicht trennen: Doch soll ich einst auch sterbend lächzen, So will ich sterbend Damon ächzen.