Vergänglichkeit O wie die Jahre lasten auf den Toten! Die ungeheure Grabesdunkelheit Um ihre Häupter tausendfach verdichtet, Die Erde über ihnen aufgeschichtet Und alles Erz und Stein darauf errichtet, Wiegt nicht so schwer auf ihnen wie die Zeit. Zuerst vom Reich des Lebens abgeschnitten, Sind sie in unsern Kreis noch eingebannt. Sie schweben schattenhaft vor unsern Sinnen Und haben teil an all unserm Beginnen Und halten uns bei Tag und Nacht tief innen Mit ungebrochner Wesenskraft umspannt. Allmählich aber bricht in sich zusammen Das lebensgleiche Trugbild ihrer Macht. Auf ihren Gräbern welken und verbleichen Die Liebesgaben und die Namenszeichen, Und aus dem Sinn der Lebenden entweichen Die Schatten immer tiefer in die Nacht. Weitab verflattern frühere Geschicke, Erkennbar kaum dem Blick und abgeschwächt: Von Vater, Mutter nennst du so die Namen, Wie du von Ahnen sprichst, die vor dir kamen, Und später Enkelspross aus deinem Samen Ist dir ein fremdgeartetes Geschlecht. Die Nachgebornen eilen von den Stätten, Wo sich versammelt ihrer Väter Staub. Sie ziehen ihres Wegs dahin und ahnen Nicht, was sie treibt die selbstgewählten Bahnen Und sind in ihrem Innersten den Manen Urväterlichen Blutes kalt und taub. O wie die Jahre lasten auf den Toten! Die ungeheure Grabesdunkelheit Um ihre Häupter tausendfach verdichtet, Die Erde über ihnen aufgeschichtet Und alles Erz und Stein darauf errichtet, Wiegt nicht so schwer auf ihnen wie die Zeit.