Matthiastag. 375. Will ein Mädchen ihren Zukünftigen kennen lernen, so nimmt sie in der Matthiasnacht eine neue, irdene Schüßel, geht zwischen 11 und 12 Uhr damit an ein fließendes Waßer und schöpft dreimal, indem sie jedesmal dabei sagt: »Matheis gib mir mal Kund' und Schein, welcher mein Mann soll sein! Beschert mir Gott einen reichen, beschert er mir Bier und Wein; beschert er mir einen armen, beschert er mir Salz und Brot. Im Namen Gottes« u.s.w. Hierauf nimmt sie das Gefäß voll Waßer mit nach Hause, geht in die Küche, zieht das Hemd aus, hängt dasselbe an die Feuerhole (Kesselhaken), setzt sich nackt in einen großen Korb und stellt das geschöpfte Waßer vor sich; augenblicklich wird ihr Zukünftiger erscheinen, sich aus dem Waßer waschen und am Hemd abtrocknen. Lehrer Kuhn in Hemschlar. Aehnlich die Gebräuche in der Andreasnacht und Thomasnacht, so bei Meier, Gebräuche, Nr. 187; Harrys, II, 25; Pröhle, Harzbilder, S. 47; Leoprechting, S. 205; auch in der Bukowina, Waldenburg in Wolf, Zeitschrift, I, 183 fg.; in der Rheinprovinz, Linnig in Wolf, Zeitschrift, III, 60; Stöber in der Alsatia, 1852, S. 145. Auch die heilige Anna wird angerufen, daß sie zu einem Manne helfen soll; Grimm, Märchen III, 139.